Fachkräftesicherung im Einzelhandel ein zentrales Thema

HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth

HDE bewertet die Beschäftigungssituation in der Branche weiterhin als bemerkenswert gut

Mit Blick auf die aktuell mehr als 3,1 Millionen im Einzelhandel in Deutschland beschäftigten Menschen hebt der Handelsverband Deutschland (HDE) die trotz Corona-Pandemie und schwierigen wirtschaftlichen Gesamtumfeldes stabile Beschäftigungsstatistik in der Branche hervor. Der HDE bewertet die Beschäftigungssituation in der Branche weiterhin als bemerkenswert gut, weist aber gleichzeitig auf Herausforderungen bei der Fachkräftesicherung hin.

„Die aktuelle Beschäftigungslage im Einzelhandel verdeutlicht, wie wichtig und verlässlich die Branche als Arbeitgeber in Deutschland ist. Fachkräfte zu sichern, wird allerdings immer mehr zu einem zentralen Thema“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Schließlich schlage der branchenübergreifende Fachkräftemangel inzwischen auch auf den Einzelhandel durch. Echte Personalengpässe in der Branche seien jedoch glücklicherweise weiterhin sehr selten und im konkreten Fall häufig etwa auf die aktuelle Urlaubszeit oder gesundheitliche Gründe zurückzuführen. Hinzu komme, dass Personalengpässe im Einzelhandel schneller auffielen als in anderen Wirtschaftsbereichen. „Ist in einem Supermarkt die Frischetheke tatsächlich einmal für kurze Zeit geschlossen, ist das für die Kundschaft direkt sichtbar. Ein Personalengpass in der Verwaltung oder in einer Fabrik hingegen nicht“, erklärt Genth.

Grund zur Sorge bestehe aber nicht. Der Einzelhandel habe im Vergleich zum Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2019 sogar sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufgebaut und das zudem überwiegend in Vollzeit. „Neben attraktiven und familienfreundlichen Arbeitszeitmodellen bietet der Einzelhandel vor allem auch Jobsicherheit“, so Genth weiter. Gerade in Krisenzeiten wüssten die Menschen dies sehr zu schätzen. Zudem habe die Branche durch ihr hohes Maß an Verlässlichkeit und Versorgungssicherheit an Ansehen gewonnen. „Der Beitrag des Einzelhandels zum Erhalt des sozialen Friedens auch in Zeiten der Krisen ist enorm wichtig“, betont Genth.

Laut HDE nimmt der Einzelhandel in Deutschland auch als Ausbilder eine zentrale Rolle ein. Allein in den beiden Kernberufen Kauffrau/Kaufmann im Einzelhandel und Verkäufer/Verkäuferin werden bundesweit jährlich rund zehn Prozent aller Ausbildungsverträge geschlossen. Im aktuellen Ausbildungsmarktranking der Bundesagentur für Arbeit stehen beide erneut an der Spitze bei den angebotenen Ausbildungsplätzen. Zudem setzt die Branche Maßstäbe mit den beliebten Abiturientenprogrammen (einem dreijährigen Qualifizierungsprogramm aus Aus- und Fortbildung), dualen Studiengängen sowie 60 weiteren zwei- und dreijährigen Ausbildungsberufen, unter anderem dem neu geschaffenen Ausbildungsberuf Kauffrau/Kaufmann im E-Commerce. Der seit 2017 allgemein verzeichnete Mangel an Bewerbern für eine duale Ausbildung erschwert nach Einschätzung des HDE aber auch hier zunehmend die Stellenbesetzung.

„Der branchenübergreifende Fachkräftemangel intensiviert sich bereits seit einigen Jahren deutlich. Das liegt vor allem an der demografischen Entwicklung und dem starken Trend zur Akademisierung“, so Genth. Immer wichtiger werde daher, jungen Menschen die Attraktivität der dualen Berufsausbildung besser zu kommunizieren. Im Einzelhandel sei Karriere mit Lehre nach wie vor die Regel. Über 80 Prozent der Führungskräfte hätten ihre Karriere mit einer Ausbildung begonnen.

„Bei den großen Herausforderungen bei der Stellenbesetzung muss auch die Politik unterstützen, die Unternehmen müssen ihren Fachkräftebedarf weiterhin decken“, so Genth weiter. Der HDE fordert etwa den Ausbau von digitalen Berufsorientierungsangeboten und eine verlässliche Berufsorientierung an allen allgemeinbildenden Schulen. Zudem sollen die beruflichen Schulen als Partner der ausbildenden Handelsunternehmen attraktiver werden. „Es geht um eine Investitions- und Innovationsoffensive bei den Ausbildungskonzepten, die moderne technische Ausstattung und um Weiterbildungen für Lehrkräfte. Bund und Länder sind hier gemeinsam gefordert“, betont Genth.

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