Manager wegen Millionenbetrugs angeklagt

Einer der aufsehenerregendsten Wirtschaftsstrafprozesse des Jahres beginnt am morgigen Dienstag vor dem Landgericht München I. Auf der Anklagebank: Stefan Sanktjohanser, Mitgesellschafter des Outdoor-Textilherstellers Sympatex und Gründer der Beratungsgesellschaft Goetzpartners, sowie Frank Günther, Geschäftsführer der Sanierungsspezialisten One Square Advisors. Ihnen und zwei weiteren Mitangeklagten wirft die Staatsanwaltschaft München I systematischen Anlegerbetrug im Zusammenhang mit einer Unternehmensanleihe in Millionenhöhe vor.

Kern des Falls ist eine im Jahr 2013 von der Muttergesellschaft von Sympatex begebene Unternehmensanleihe über 13 Millionen Euro. Als sich 2017 abzeichnete, dass eine Rückzahlung in vollem Umfang fraglich ist, sollen die Angeklagten laut Anklage gezielt eine drohende Insolvenz inszeniert und die wirtschaftliche Lage des Unternehmens verschleiert haben, um Gläubiger zum Verzicht auf 90 Prozent ihrer Forderungen zu bewegen.

Dabei sollen die Angeklagten laut Staatsanwaltschaft nicht nur mit einem angeblichen „Retter-Investor“ – der sich später als Scheinfirma entpuppte – Druck aufgebaut haben. Vielmehr sei auch der Gläubigervertreter in den Plan involviert gewesen. Gleichzeitig sollen Strohmänner für die Beschuldigten große Mengen an Anleihen aufgekauft haben, um beim späteren Schuldenschnitt die Abstimmung zu kontrollieren – und dabei auf Kosten anderer Investoren spekulativ zu profitieren.

In der 57 Seiten umfassenden Anklage ist die Rede von Betrug in 97 Fällen, versuchtem Betrug in 180 Fällen, Untreue in 277 Fällen und Marktmanipulation. Der Schaden für Anleger: mindestens 1,0 Millionen Euro – möglicherweise deutlich mehr. Laut einem Sachverständigengutachten lag der Wert der Anleihe zum Zeitpunkt des Schuldenschnitts bei knapp 50 Prozent des Nennwerts, deutlich über dem damals suggerierten Wert. Der Prozess ist auf über 40 Verhandlungstage angesetzt.