Schuhhandel will Steuervorteile nicht weitergeben

BBE-Umfrage: 4 von 5 Handelsunternehmen halten Mehrwertsteuersenkung für nicht sinnvoll

Eine aktuelle Umfrage der BBE Handelsberatung zeigt, wie Handelsunternehmen in Deutschland die Senkung der Mehrwertsteuer auf 16 % bzw. 5 % zwischen 1. Juli und 31. Dezember 2020 einschätzen und damit umgehen wollen. Grundsätzlich halten demnach lediglich 20,8 % der befragten Unternehmen die befristete Mehrwertsteuersenkung für eine sinnvolle Maßnahme zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns.

38,2 % gaben an, die Steuervorteile vollumfänglich durch Preisanpassungen an ihre Kunden weiterreichen zu wollen, 20,8 % möchten dies anteilig tun. 19,4 % wollen die Preise nicht anpassen, während 21,6 % bei dieser Entscheidung noch im Unklaren sind.

Schuh-, Sport- und Textilhandel zurückhaltend

Aufgeschlüsselt nach Handelssegmenten zeigt sich, dass der Schuhhandel (12,6 %), Sport (46,7 %) und Textil (51,4 %) am seltensten eine teilweise oder vollständige Weiterreichung der Steuersenkung an ihre Kundschaft vornehmen wollen. Dementgegen planen nur 5,0 % respektive 6,4 % in den Segmenten Baumärkte und Möbelhandel kein Weitereichen an den Endkunden.

Maximilian Becker, Consultant bei BBE und verantwortlich für die Umfrage, kommentiert: „Diese große Diskrepanz spiegelt natürlich auch die stark unterschiedliche Betroffenheit der verschiedenen Einzelhandelsbranchen im Zuge von Covid-19 und dem Lockdown wider. Dadurch zeigt sich keine einheitliche Strategie des Einzelhandels. Unabhängig von der Branche ergibt sich aber die Notwendigkeit größtmöglicher Planungssicherheit für den Handel – hier setzen wir mit unseren Tools und Dienstleistungen an.“

Rund die Hälfte aller Befragten (50,2 %) gibt indes an, ihre Kunden gezielt über ihre geplante unternehmerische Reaktion auf die Mehrwertsteuersenkung informieren zu wollen.

Kein Einfluss auf Konsumverhalten erwartet

Den Einfluss der Steuersenkung auf das Konsumverhalten der Verbraucher schätzen die befragten Unternehmen als eher gering ein. Eine Mehrheit von 72,4 % geht nicht davon aus, dass ihre Kunden ihren Einkauf von Juni auf Juli oder einen späteren Zeitpunkt in diesem Jahr aufschieben. Dabei unterscheidet sich die Einschätzung je nach Segment allerdings stark: In der Consumer Electronics-Branche erwarten 88,9 % der befragten Unternehmen, dass die Kunden ihren Einkauf von Juni auf Juli verschieben. In der Schuhbranche hingegen nehmen die befragten Unternehmen an, dass keiner ihrer Kunden seinen Einkauf auf einen späteren Zeitpunkt vertagt.

Auch eine Vorverlegung des Einkaufs halten die meisten Unternehmen für unwahrscheinlich. So gehen 83,1 Prozent der Befragten nicht davon aus, dass ihre Kunden ihren Einkauf aus dem Jahr 2021 in das Jahr 2020 vorziehen werden. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Branchen halten sich hier in Grenzen – zwischen 4,2 % im Segment Blumen/Gartenbau und 34,0 % im Möbelhandel rechnen mit einem vorgezogenen Konsum auf Kosten von 2021.

Aufwand im Vergleich zum Nutzen groß

Mehr als zwei Drittel (69,3 %) der befragten Unternehmen bewertete den Aufwand, der für sie durch die Mehrwertsteuersenkung entsteht, im Verhältnis zum Nutzen der Steuerreduzierung als hoch bis sehr hoch. Nur 8,8 % schätzen den Aufwand als gering ein, 20,1 % als moderat. Am höchsten beurteilt die Möbelbranche den Aufwand: 83 % gehen hier von einem hohen bis sehr hohen Aufwand aus. Im Gegensatz dazu ist im Sport-Segment der Anteil der Befragten, die den Aufwand für niedrig bis moderat halten, mit 34,4 % am höchsten.

Als die größte Herausforderung im Rahmen der Mehrwertsteuersenkung sehen 56 % der befragten Unternehmen den Mehraufwand, der durch die Senkung der Steuer entsteht. Erschwerte Kundenkommunikation halten weitere 30,2 % der Unternehmen für eine Schwierigkeit, die Auszeichnung der Preise 18,1 % und Unzufriedenheit der Kunden 13,2 %.

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