Französischer Schuhkonzern beantragt Sanierung unter Aufsicht des Handelsgerichts
Der französische Schuhkonzern Royer Group steht unter gerichtlichem Schutz. Das Unternehmen mit Sitz im bretonischen Fougères (Ille-et-Vilaine) hat am 29. Oktober 2025 beim Handelsgericht Rennes ein Verfahren zur gerichtlichen Sanierung („redressement judiciaire“) beantragt. Ziel ist es, den Betrieb zu stabilisieren, die Liquidität zu sichern und eine umfassende Neuausrichtung einzuleiten.
Langjähriger Marktakteur mit breitem Markenportfolio
Die Royer Group wurde 1945 gegründet und zählt mit heute rund 260 Beschäftigten zu den bedeutendsten Schuhdistributoren Frankreichs. Das Unternehmen umfasst derzeit etwa 20 Gesellschaften, davon sieben in Frankreich, und ist international im Schuhgroßhandel sowie im Markengeschäft aktiv. Zum Markenportfolio gehören unter anderem Charles Jourdan, Stephane Kélian, Kickers, Chevignon, Umbro sowie die Kinderschuhmarken Aster und Mod8.
In früheren Jahren war Royer auch Lizenznehmer namhafter Marken wie New Balance, Converse und Skechers. Der Verlust der New-Balance-Lizenz im Jahr 2020 traf das Unternehmen jedoch hart – sie hatte zuvor rund 30 Prozent des Umsatzes ausgemacht. In der Folge musste Royer 2021 eine umfassende Restrukturierung einleiten, verbunden mit dem Abbau von 150 Arbeitsplätzen.
Mehrere Krisen und steigende Schulden
Seit der Corona-Pandemie kämpft die Gruppe mit einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. Mehrere aufeinanderfolgende Krisen, gestiegene Kosten in der Logistik und eine zunehmend harte internationale Konkurrenz haben die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens geschwächt. In den vergangenen Jahren wurden mehrfach Sanierungsprogramme und Personalmaßnahmen umgesetzt – zuletzt im Frühjahr 2025, als 60 Stellen gestrichen wurden, davon 38 am Stammsitz in Fougères. Es war bereits der dritte Sozialplan innerhalb von zwölf Jahren.
„Trotz verschiedener Maßnahmen zur Wiederbelebung der Aktivität und zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit zwingt uns die anhaltend ungünstige Marktlage, eine neue Etappe einzuleiten“, teilte die Geschäftsführung in einer Erklärung mit. Der Schuldenstand sei inzwischen zu hoch, um ohne gerichtlichen Schutz weitergeführt zu werden.
Gerichtliches Verfahren soll Restrukturierung ermöglichen
Das gerichtliche Sanierungsverfahren soll dem Konzern ermöglichen, seine finanzielle Lage zu stabilisieren und gleichzeitig an einem neuen strategischen Plan zu arbeiten. Dieser betrifft insbesondere vier französische Tochtergesellschaften. Die Unternehmensleitung kündigte an, in den kommenden Monaten „alle Optionen zur Neuausrichtung zu prüfen“ – darunter die Suche nach Investoren oder strategischen Partnern sowie die Fortsetzung laufender Veräußerungsprozesse.
Während des Verfahrens soll der Geschäftsbetrieb weiterlaufen. Laut Royer bleibe die Belieferung der Kunden und die Sicherung der Arbeitsplätze – soweit möglich – gewährleistet.
Vom Familienunternehmen zum Sanierungsfall
In den 2010er-Jahren beschäftigte Royer mehr als 1.000 Mitarbeiter und erzielte Umsätze im dreistelligen Millionenbereich. Doch seit dem Verlust wichtiger Lizenzen und der wirtschaftlichen Umbrüche im Zuge der Pandemie hat sich die Lage deutlich verschlechtert. Trotz einer zwischenzeitlichen Schuldenrestrukturierung 2022 und dem Verkauf mehrerer Marken – darunter Von Dutch – konnte das Unternehmen keine nachhaltige Trendwende erzielen.
Im Jahr 2023 lag der Umsatz mit rund 132 Millionen Euro deutlich unter früheren Werten. Beobachter gehen davon aus, dass sich diese Entwicklung 2025 weiter verschärft hat. Gewerkschaftsvertreter äußerten sich besorgt über mögliche weitere Stellenstreichungen.
Hintergrund
Das Verfahren des „redressement judiciaire“ ist in Frankreich kein automatisches Insolvenzverfahren, sondern ein gerichtlich überwachtes Sanierungsverfahren, das Unternehmen mit zahlungsunfähiger oder von Zahlungsunfähigkeit bedrohten Lage ermöglicht, ihre Schulden zu restrukturieren und den Geschäftsbetrieb fortzuführen.








