Passanten kehren in Einkaufsstädte zurück

Zahlen liegen aber deutlich unter Vorjahr

Der Einzelhandelsspezialist Comfort beschäftigt sich mit den Auswirkungen der gegenwärtigen Corona-Krise für den Einzelhandel und die Gastronomie in Deutschland. Interessant ist der Blick auf die Passantenfrequenzen in ausgewählten deutschen Einkaufsstädten nach der schrittweisen Öffnung der Läden seit Montag, dem 20. April 2020. In den meisten Bundesländern konnten in den Innenstädten die Geschäfte bis zu einer Größe von 800 Quadratmetern Verkaufsfläche wieder öffnen. In den systemrelevanten Branchen, insbesondere der Nahversorgung, konnten die Händler auch auf größerer Fläche öffnen.

„Auf Basis der täglich auflaufenden und per Laser erhobenen Frequenzzahlen von hystreets.com kann man die Zahlen vor, während und nach dem Shutdown in den ausgewählten Haupteinkaufsmeilen in Hamburg, Hannover, Köln, Düsseldorf, Dortmund, Stuttgart gut vergleichen“, erklärt Olaf Petersen, Chefresearcher bei Comfort. „Die Zahlen für Münchens Neuhauser Straße sind deswegen aufgeführt, da sie zu Normalzeiten die Spitzenfrequenz in Deutschland abbildet. Zum anderen sind die Zahlen gestern praktisch ohne zusätzliche Ladenöffnungen zustande gekommen, da der Shutdown in Bayern ja erst am kommenden Montag beendet werden soll.“

Verglichen wurden die Zahlen vom Donnerstag, den 23. April 2020, mit den Zahlen von vor vier Wochen (Donnerstag, 26. März) – mitten in der Phase des Shutdowns – mit den Zahlen des Donnerstags von vor einem Jahr (25. April 2019). Aufgeführt wurde die jeweils höchste Frequenz pro Stunde, also die dichteste Frequenz des Tages.

Dabei erreichten die untersuchten Einkaufsstraßen Frequenzen, die im Vergleich zum Vorjahr nur auf einem Niveau zwischen rund einem Viertel (Kölner Schildergasse) und gut einem Drittel (Hamburg Spitalerstraße, Dortmund Westenhellweg, Düsseldorf Schadowstraße, Stuttgart Königstraße) beziehungsweise in der absoluten Spitze bei rund 50 Prozent (Hannover, Georgstraße) lagen.

Ausgehend von dem Niedrigstniveau während des Shutdowns am 26. März konnten die Zahlen fast überall mehr oder weniger verdreifacht werden. Ausnahme mit einer ungefähren Verdopplung ist naturgemäß München. Letzteres ist freilich darauf zurück zu führen, dass in der bayerischen Landeshauptstadt noch überhaupt keine Lockerungen vollzogen waren. Der höchste erhobene Wert wurde in der Hannoveraner Georgstraße mit knapp 3.300 Passanten pro Stunde erfasst.

„Zwar liegen die gestern erhobenen Zahlen gegenüber den Shutdown-Zahlen vom 26. März signifikant höher“, sagt Petersen. „Allerdings zeigt der Vergleich mit den Normalwerten des Vorjahres, dass die Frequenzen durchgehend noch alle in einer anderen, viel niedrigeren Liga spielen. Dennoch sind die Frequenzen wieder etwas in Schwung gekommen und die Menschen suchen wieder vermehrt die Innenstädte auf. Und zwar durchaus auch schon wieder in einer für die Umsätze der Einzelhändler relevanten Größenordnung. Vom Normalniveau sind diese aber noch weit entfernt.“

Die Gründe hierfür, erklärt Petersen, seien vielfältig. Zunächst einmal fehlen in allen Städten die Touristen, die einen erheblichen Teil der Besucher darstellen. Das Fehlen der großen Besuchermagneten, die aufgrund ihrer Größe bislang nicht oder nur erheblich verkleinert öffnen durften, spielt eine ebenso große Rolle wie die Regeln der noch immer verordneten Kontaktsperre, die größere Zusammenkünfte verhindern. Statt im innerstädtischen Büro oder Betrieb arbeiten zudem viele Menschen noch im Home-Office. Letztlich ist schlecht einzuschätzen wie viel potenzielle Kunden auch schlicht das Risiko einer Infektion fürchten und die Innenstädte meiden. Hierbei kann bereits die Anreise mit dem ÖPNV eine Rolle spielen, der gegenwärtig von vielen Menschen gemieden wird.

Die in der laufenden politischen Diskussion von Einigen geäußerten Meinungen, die Menschen kauften schon wieder wie vor dem Shutdown ein, würden durch die aktuell erhobenen Frequenzzahlen in keiner Weise gestützt. Vielmehr, so Olaf Petersen, sei man von einer normalen Situation wie vor einem Jahr noch sehr weit entfernt.

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