SABU-Generalversammlung nach Absage im Jahr 2020 diesmal endlich in Maastricht
Eigentlich war Maastricht als Veranstaltungsort für die SABU-Generalversammlung bereits im Mai 2020 vorgesehen, doch Corona machte den Planungen einen Strich durch die Rechnung. Doch in diesem Jahr war es endlich soweit. Vom 17. bis 19. Juni tagte die Heilbronner Verbundgruppe in der niederländischen Stadt, die uns vor über 20 Jahren den Euro brachte. Rund 160 Teilnehmer, davon 73 stimmberechtigte Mitglieder, waren gekommen, um die Gemeinschaft zu pflegen und die notwendigen Regularien nach Genossenschaftsrecht abzuhandeln.
Premiere für Lars Otto: Der im Oktober in Berlin zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden gewählte Schuhhändler leitete seine erste Generalversammlung souverän und blickte gemeinsam mit den Genossen auf 70 Jahre SABU eG zurück.
Im Mittelpunkt der Versammlung stand der Rückblick auf das zurückliegende Geschäftsjahr 2021, das von der Corona-Pandemie geprägt war und an das man sich inzwischen „etwas gewöhnt“ habe, wie Vorstandssprecher Ulrich Rau in seinem Bericht sagte. Nach dem bisherigen Höhepunkt Ende März 2022 hätten die Aufhebung der behördlichen Maßnahmen und Auflagen dazu geführt, dass man „berechtigterweise hoffen“ konnte, dass es nun auch im Modehandel durch Nachhol-Effekte wieder aufwärts gehen wird. „Umso mehr hat uns der brutale und durch nichts zu rechtfertigende Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 getroffen“, so Rau. Die Inflation und der Krieg in Europa hätten sich extrem negativ auf die Stimmung der Verbraucher ausgewirkt.
Den Handel belasteten zudem Engpässe durch unterbrochene Lieferketten aufgrund der Corona-Pandemie und deutliche Preisanstiege in der vorgelagerten Lieferkette. Auch im Einkauf müssten die Schuhhändler für die anstehende Ordersaison Herbst/Winter 2022/2023 mit deutlichen Preissteigerungen rechnen. Bei vielen Herstellern erhöhten sich die Preislagen um vermutlich bis zu zehn Euro, prognostizierte Rau. Gleichzeitig ergebe sich daraus aber auch eine Chance, ungeliebte und zementierte Eckpreislagen aufzubrechen.
Ein weiteres Problem für den Handel gestalte sich schon seit längerem die Suche nach geeignetem Personal als so schwierig wie nie. „Im harten Wettbewerb um gute Mitarbeiter zieht der Einzelhandel häufig den Kürzeren“, resümierte Ulrich Rau. „Haben wir uns an mangelnde Qualifikationen bei Bewerbern bereits gewöhnen müssen, kommen aktuell hohe bzw. überzogene Gehaltsforderungen oder sonstige Forderungen, wie eine Vier-Tage-Woche bei gleichem Gehalt, hinzu, berichtete der Vorstandssprecher von seinen Erfahrungen.
An die Genossen gerichtet appellierte Rau, „unser Geschäft, unser Angebot und unsere Dienstleistung noch konsequenter auf die Wünsche und Bedürfnisse unser Kunden auszurichten“. Mittelständische Händler hätten gegenüber Großvertriebsformen wie Filialisten oder gegenüber Online-Pure-Playern den entscheidenden Vorteil des Persönlichen und Lokalen. „Nutzen Sie die Chance! Bauen Sie sich in Ihrem Umfeld ein Netzwerk auf“, so der dringende Appell Raus an seine Schuhhändlerkollegen. Die SABU GmbH biete einfache Strategien für einen Einstieg ins Customer Relationship Management (CRM) zur systematischen Gestaltung der Beziehungen und Interaktionen mit bestehenden und potenziellen Kunden an. „Daten sind das neue Gold“, brachte es Rau auf den Punkt.
Im Anschluss berichtete Rau über die Entwicklung und Ergebnisse der Tochtergesellschaften im Geschäftsjahr 2021. Die Genossenschaft ist selbst nicht operativ tätig und hat deshalb die wesentlichen Funktionen auf ihre Beteiligungsgesellschaften übertragen.
RSB Retail+Service Bank GmbH
Bei der in Kornwestheim ansässigen RSB-Bank waren die pandemiebedingten Belastungen 2021 weiterhin zu spüren. Im Geschäftsjahr 2021 hat sich der Gesamtumsatz im Zentralregulierungsgeschäft um rund 33 Millionen Euro auf 792 Millionen Euro reduziert. Dies entspricht einem Rückgang von vier Prozent. Hintergrund seien die vorsichtigen Wareneinkäufe der Händler.
Parallel seien die Provisionserträge zurückgegangen. Insbesondere durch staatliche Finanzhilfen hätten die Händler ihre Warenrechnungen unter hoher Skontoausnutzung regulieren können. Dementsprechend habe die RSB-Bank weniger Skontomehrerträge erzielt. Auch das Zinsergebnis habe sich deutlich reduziert, zum einen durch den geringeren Kreditbedarf der Händler und zum anderen durch die Negativzinsen infolge der erhöhten Liquidität der Bank. Im Gegenzug hätten durch Einsparungen bei Personal und Verwaltung die Kosten reduziert werden können. Trotzdem konnte kein Jahresüberschuss erzielt werden. Im Vorjahr betrug dieser noch 600.000 Euro. Aber immerhin sei es gelungen, „in diesem schwierigen Jahr einen Verlust zu vermeiden“, konstatierte Rau. Für das Geschäftsjahr 2022 konnten zwei weitere Verbundgruppen für die Zentralregulierung bzw. Zahlungsabwicklung gewonnen werden.
SABU Schuh & Marketing GmbH
Der Gesamtumsatz der SABU GmbH, bestehend aus Warenvermittlung und Großhandel, hat sich um 32,5 Millionen Euro auf rund 236 Millionen Euro reduziert. Gründe dafür waren ein Lieferstopp vieler Lieferanten für Ware für Frühjahr/Sommer 2021 in den Monaten November 2020 bis März 2021 sowie die deutliche Orderzurückhaltung im Jahr 2021 durch die Anschlussfirmen. Dies entspricht einem Rückgang um 12,1 Prozent. Die Ursache sei eindeutig der Corona-Krise und den wirtschaftlichen Folgen daraus zuzuschreiben, sagte Rau. Die SABU GmbH rechnet bereits für das Jahr 2022 mit einer Trendwende und damit mit einer deutlichen Erholung des Umsatzes in der Zentralregulierung.
Mit Kosteneinsparungen bei Messen, Ordertagen, Katalogen und Reisen, sei ein Teil der Umsatzrückgänge kompensiert worden. Dass die SABU GmbH trotz Umsatz- und Ertragsrückgang ein positives Ergebnis ausweisen kann, sei auch der gewährten Überbrückungshilfe 3 zu verdanken. „In Anbetracht der weiterhin schwierigen Marktbedingungen konnte mit 179.000 Euro ein respektables Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit, nach Steuern von 121.000 Euro, erwirtschaftet werden“, freute sich der Vorstandssprecher. Dieser wurde von der SABU GmbH allerdings nicht ausgeschüttet. Im Geschäftsjahr 2021 wurden aber insgesamt über 3,2 Millionen Euro Leistungsprämien an die Anschlussfirmen ausgezahlt.
Von der strategischen Partnerschaft mit der ZUSA Einkaufsvereinigung unabhängiger Schuhhändler in der Schweiz erhofft sich Rau Synergiepotenziale in vielen Geschäftsbereichen. Alle ZUSA-Mitglieder sind seit Anfang des Jahres vollwertige Partner der SABU Schuh & Marketing GmbH. Die gesamte Zentralregulierung der ZUSA wird seit dem 1. April über die RSB Retail+Service Bank abgewickelt.
Unitex GmbH
Die Unitex GmbH ist im Mode- und Textileinzelhandel tätig. Die geschäftliche Entwicklung war im Jahr 2021 zwar durch die Corona-Krise geprägt, verzeichnete jedoch in allen Bereichen Zuwächse. Unitex erzielte im Geschäftsjahr 2021 einen Zentralregulierungsumsatz von 320,9 Millionen Euro. Gegenüber 2020 entspricht dies einer Steigerung von 2,7 Prozent. Angesicht der behördlich angeordneten Geschäftsschließungen vermeldeten die angeschlossenen Modehändler ein deutliches Umsatzminus von elf Prozent gegenüber 2020.
2021 konnte die Unitex über 60 neue Mitglieder gewinnen. Die nun über 800 angeschlossenen Handelsunternehmen betreiben mehr als 1800 Einzelhandelsgeschäfte in Deutschland und in Österreich. Damit ist die Unitex in Deutschland die mitgliederstärkste Verbundgruppe für den Modeeinzelhandel. Aufgrund der schlanken Betriebsorganisation und Kostendisziplin im Geschäftsjahr 2021 habe ein Jahresüberschuss von 1,93 Millionen Euro erzielt werden können, berichtete Ulrich Rau. Dies entspreche einem Plus von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr, das allerdings auch durch die gewährte Überbrückungshilfe 3 positiv beeinflusst worden sei.
Wegen der schwachen Ergebnisse von SABU Schuh & Marketing GmbH und RSB Bank, die für 2021 keine Ausschüttungen an die SABU eG vornehmen konnten, fällt die Dividende für die Genossen auch in diesem Jahr geringer aus als gewohnt. Trotz der stabilen Ertragslage bei der Unitex, die als einzige Beteiligungsgesellschaft eine Dividende in Höhe von 946.000 Euro ausschüttete, erhalten die SABU-Mitglieder nur die Basisdividende in Höhe von fünf Prozent. Die Zahl der SABU-Mitglieder hatte sich zum Jahresende um 31 verringert. Dabei standen 23 Zugängen 54 Abgänge gegenüber.
Die Generalversammlung war zwar für die meisten Mitglieder der Anlass, aber keineswegs der einzige Grund nach Maastricht gekommen zu sein. Ein buntes Rahmenprogramm mit einer Bootsfahrt auf der Maas, ein gemeinsamer Abend in einem historischen Reitsaal, sowie Besichtigungen von Maastricht ober- und unterhalb (in den Grooten) der Stadt begeisterte die Schuhhändler und ihre Angehörigen.
Die Generalversammlung im nächsten Jahr wird vom 16. bis 18. Juni in Frankfurt stattfinden.