Westfälischer Modehersteller will sich in Eigenverwaltung sanieren

Der westfälische Damenmodehersteller Gerry Weber hat erneut Insolvenz angemeldet. Das Amtsgericht Bielefeld genehmigte ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung über die Holdinggesellschaft des Konzerns.

Bereits im April 2023 hatte Gerry Weber ein Sanierungsverfahren eingeleitet, wobei die Einzelhandels-Tochter Gerry Weber Retail und die Österreich-Tochter Insolvenz anmeldeten. Damals wurden 122 von 171 Läden in Deutschland sowie 83 Filialen in Österreich geschlossen, was zum Abbau von über 400 Stellen führte.

Die erneute Insolvenz wird unter anderem auf ein enttäuschendes Weihnachtsgeschäft zurückgeführt. Zudem habe die Gesellschaft infolge der geänderten Einkaufspolitik des Fachhandels einen deutlichen Rückgang in der Vororder Q3/25 im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Hinzu seien im Februar finanzielle Probleme eines Vertriebspartners gekommen, die zu Zahlungsverzögerungen oder -ausfällen führen könnten.

Der Sanierungsexperte Christian Gerloff, der bereits bei früheren Restrukturierungen des Unternehmens beteiligt war, wurde erneut als Generalbevollmächtigter eingesetzt, um die operative Rettung zu leiten. Als vorläufiger Sachwalter wurde der Jurist Lucas Flöther bestellt, um die Interessen der Gläubiger zu wahren.

„Trotz der tiefen Einschnitte, die Gerry Weber in den vergangenen Jahren bereits vorgenommen hat und trotz der guten Resonanz des Marktes auf das Modeangebot: Um eine solche Kumulation von unerwarteten Krisenfaktoren finanziell zu kompensieren, hat das Unternehmen noch nicht genug Speck angesetzt“, kommentierte Dr. Christian Gerloff. „Das anhaltend schwache Konsumklima in Deutschland und anderen Teilen Europas führt dazu, dass wir Strategie und Strukturen des Unternehmens nochmals werden anpassen müssen.“

Gerry Weber plant, den Geschäftsbetrieb während des Verfahrens ohne Einschränkungen fortzusetzen und die Belieferung der Wholesale-Kunden sicherzustellen. Die Finanzinvestoren der Gerry Weber International GmbH haben ihre finanzielle Unterstützung für eine Fortführungslösung zugesagt, und auch wesentliche operative Geschäftspartner, etwa in den Bereichen Logistik und Sourcing, haben ihre Unterstützung signalisiert. Zudem ist geplant, zeitnah einen strukturierten Investorenprozess zu starten, um eine nachhaltige Finanzierung des Geschäfts sicherzustellen.