Cads tagte in Ludwigshafen

Cads-Vorsitzender Andreas Tepest (links) und HDS/L-Hauptgeschäftsführer Manfred Junkert
Cads-Vorsitzender Andreas Tepest (links) und HDS/L-Hauptgeschäftsführer Manfred Junkert

Branche diskutierte aktuelle Regulatorien und Herausforderungen im Bereich Nachhaltigkeit

Rund 80 Teilnehmer kamen am 26. Juni in Ludwigshafen zusammen, um sich im Anschluss an die HDS/L-Jubiläumsfeier beim jährlich stattfindenden Cads-Infotag mit den aktuellen Regulatorien und Herausforderungen im Bereich Nachhaltigkeit rund um die komplexen Themen PEF (Product Environmal Footprint), ESPR (Öko-Designverordnung), EUDR (Entwaldungsverordnung) und PPWR (Packaging and Waste Regulation) zu beschäftigen. Bei vielen Regelungen herrscht aktuell Unsicherheit, da sie vor dem Inkrafttreten verzögert, verändert oder neu ausgehandelt werden. Im Gesellschaftshaus der BASF wurden die verschiedenen Aspekte beleuchtet und pragmatische Lösungen für die Schuh- und Lederwarenbranche gesucht.

Um innovative Materialien und Prozesslösungen für die automatisierte Schuhproduktion geht es bei der Kooperation des Maschinenherstellers Desma mit der BASF Polyurethanes. Felix Willenbrink und Florian Schulz (beide BASF Polyurethanes) sowie Tim Claus Bardenhagen (Desma) erläuterten anhand von Prototypen wie sich Komfort, Funktion und Nachhaltigkeit intelligent verbinden lassen. Ihr Versprechen: Prozesse werden effizienter, Designmöglichkeiten vielfältiger und die Produktion flexibler – etwa durch marktnahe Fertigungskonzepte.

Wie die EU derzeit den Weg zu mehr Nachhaltigkeit ordnen will, brachte Tobias Dittmar (Syndikusrechtsanwalt bei Deichmann) mit seinem „Bericht aus Brüssel“ näher. Er appellierte an die Unternehmen, sich trotz begrenzter Ressourcen mit den laufenden Entwicklungen und Vorschriften intensiv auseinanderzusetzen. Eine Forderung an die EU hatte er auch: „Wir müssen hin zu einer vernünftigen Balance. Es geht darum, Nachhaltigkeit nicht nur zu regulieren, sondern auch zu ermöglichen.“

Gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit und pragmatische Lösungen

„Was wäre Cads ohne seine engagierten Arbeitsgruppen“, bedankte sich der Cads-Vorsitzende Andreas Tepest für das außerordentliche Engagement, das allen Cad-Mitgliedern zugutekommt. Auch der diesjährige Infotag lieferte wichtige Updates zu den spezifischen Themen, mit denen sich die AGs beschäftigen. Den Anfang machte die AG Umwelt mit einem Bericht zum aktuellen Stand des Product Environmental Footprint – PEF. Dr. Johannes Menges vom PFI Pirmasens erläuterte, welche Neuerungen und Termine das Regelwerk für Schuhe vorsieht. Welche Anwendungsmöglichkeiten und Kritikpunkte gibt es? Was gilt für synthetische und was für natürliche Materialien? Die Thematik ist komplex – Unterstützung und Antworten soll ein für September geplanter Workshop in Pirmasens geben.

„Wir haben die Chance, auf zukünftige Produktanforderungen bei Schuhen Einfluss zu nehmen, indem wir an wissenschaftlichen Veröffentlichungen mitarbeiten, die das Nutzerverhalten und Testmethoden zur Überprüfung der Performance der Produkte beleuchten“, sagt Dr. Nathalie Fohrer, die als Expertin für Corporate Social Responsibility bei Deichmann tätig ist. In Ludwigshafen gab sie Einblicke in die Aufgaben des Joint Research Centre (JRC). Das JRC unterstützt die Entwicklung des ersten Delegierten Rechtsakts unter der ESPR (Ecodesign for Sustainable Products Regulation) für Textilprodukte. Trotz der erheblichen Unterschiede von Textilien und Schuhen ließen die Analyse der methodischen Vorgehensweise und die Ergebnisse der bereits veröffentlichen Studie Schlüsse auf die kommenden Produktanforderungen und Learnings für die Vorgehensweise bei Schuhen zu, ist Fohrer überzeugt.

Mit der EU Deforestation Regulation (EUDR) geht die EU gegen Entwaldung und Waldschädigung weltweit vor. Die Verordnung wird aktuell überarbeitet und soll am 30. Dezember 2025 in Kraft treten. Olga Wedel (Wortmann) und Sven Reimers (Lloyd) von der Arbeitsgruppe EUDR gehen aktuell von diversen Vereinfachungen sowie der Einhaltung des Zeitplans aus: eine Kontrollbefreiung für Rohstoffe aus Ländern mit sehr geringem Entwaldungsrisiko und einen Ausgleichsmechanismus durch Aufforstungsprogramme.

Nicht nur beim Produkt selbst, sondern auch bei der Verpackung der Produkte sehen sich die Unternehmen vor enorme Herausforderungen gestellt. Die geplante Verpackungsverordnung PPWR (Packaging and Packaging Waste Regulation) bringt weitreichende Veränderungen und neue Anforderungen für Verpackungen und Lieferketten mit sich – von der technischen Dokumentation über Konformitätserklärungen bis hin zu umfangreichen Regelungen für Nachhaltigkeit und Recycling. Die Verordnung soll ab dem 12. August 2026 unmittelbar in allen Mitgliedstaaten gelten. Über die Ziele der PPWR, den Zeitplan bei der Umsetzung der Anforderungen und mögliche Problematiken referierte Andreas Burmeister (Wortmann), indem er das umfangreiche Verpackungsmaterial eines Paars Tamaris-Schuhe präsentierte, das u.a. vom Karton über Formgeber im Schuh bis hin zum Einwickelpapier und Hangtag inklusive Schnur reicht. Burmeister wünscht sich ein gemeinsames Vorgehen der Schuhbranche, um die rechtlichen Fragen für alle zu klären und ein gemeinsames Verständnis der Verordnung zu entwickeln.

Mit Dr. Ines Anderie, Abteilungsleiterin Chemische und mikrobiologische Analytik beim PFI Pirmasens, folgte der Bericht über die Aktivitäten der Cads-Arbeitsgruppe Chemikalien. Im Fokus ihres Beitrags: geplante Aktualisierungen der Cads RSL 2025 V12 und neue Prüfmethoden von PFAS, so genannten Ewigkeitschemikalien, die in zahlreichen Produkten des Alltags eingesetzt werden, sehr langlebig sind, sich in der Umwelt verteilen und gesundheitsschädliche Wirkungen haben können. „In der EU-Gesetzgebung gibt es derzeit viele schwebende Verfahren. Viele Verordnungen lassen oft im Unklaren, aber wir entwickeln Testmethoden, die vielleicht mal DIN-Normen werden können“, so die Expertin abschließend.

Der Cads-Infotag endete mit einer Diskussionsrunde, in der die Cads-Vorstandsmitglieder Andreas Tepest, Sven Reimers, Christian Ludy (Lowa) und Andreas Burmeister einen Blick auf die anstehenden Herausforderungen warfen. Ihr Credo: Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette ist unabdingbar. Standards in der Branche müssen neu gedacht werden, um nachhaltigere Produkte zu entwickeln. „Innovation, Austausch und eine enge, partnerschaftliche Zusammenarbeit wie die Cads-Mitglieder sie vorleben – begleitet von einer intensiven Lobbyarbeit in Brüssel und Berlin, sind der Schlüssel, um diese Herausforderungen erfolgreich zu meistern“, ist der Cads-Vorsitzende Andreas Tepest überzeugt. Sein Appell an die Branche: „Bringen Sie sich bei Cads ein und arbeiten Sie aktiv mit! Cads hilft Ihnen durch den Dschungel zu kommen!“

Die nächste Cads-Mitgliederversammlung findet am 9. und 10. Dezember 2025 in Düsseldorf statt.

 

Jetzt teilen!

Sie möchten bei neuen Artikeln informiert werden?
Abonnieren Sie jetzt unseren Newsletter!

SHOEZ kompakt

Wir halten Sie stets auf dem Laufenden: Mit unserem kostenlosen Newsletter SHOEZ kompakt erhalten Sie regelmäßig zum Erscheinen eines neuen Heftes alle Informationen aus der Schuhbranche in übersichtlicher Form.

Neueste Artikel

Weitere Aktuelle Artikel​

SHOEZ kompakt

Wir halten Sie stets auf dem Laufenden: Mit unserem kostenlosen Newsletter SHOEZ kompakt erhalten Sie regelmäßig zum Erscheinen eines neuen Heftes alle Informationen aus der Schuhbranche in übersichtlicher Form.

Zahlen & Fakten

„Kompetent, branchenerfahren & unabhängig“​

Unsere Leser sind Schuheinzelhändler, Führungskräfte im Schuhfachhandel, die Schuhindustrie, Techniker, Handelsvertreter und Geschäftspartner im gesamten DACH-Verband.

Druckauflage (pro Monat)
0
Website-Interaktionen (pro Monat)​
0
Newsletter-Abos (Daily)​
0
Fans & Follower über Social Media
0
Consent Management Platform von Real Cookie Banner