Südwind kritisiert Intransparenz von Lieferketten

Arbeiterin in einer Lederfabrik in Bangladesch / Foto: BLF/Uddin

Transparenz-Check von 100 Modeunternehmen zeigt große Lücken

Eine neue Recherche der Initiative Together for Decent Leather und des Südwind-Instituts hat 100 internationale Mode-Unternehmen auf ihre Transparenz hin untersucht, darunter vorrangig bekannte Marken aus dem Schuh-, Leder und Luxussegment sowie Online-Händler. Aufholbedarf gebe es sowohl Schuhherstellern und Schuhhändlern als auch bei internationalen Branchengrößen im Luxussegment. „Wenn es um die Einhaltung von Arbeits- und Menschenrechten geht ist Transparenz in den Lieferketten das oberste Gebot“, sagt Gertrude Klaffenböck, Südwind-Expertin für globale Lieferketten. „Wenn ein Unternehmen seine Lieferanten kennt, dann gibt es keinen Grund, keine Lieferantenliste zu veröffentlichen. Wenn ein Unternehmen seine Lieferkette nicht kennt, wirft dies ernsthafte Fragen über die Einstellung zur Sorgfaltspflicht auf.“

Für Südwind zeigt der neue Transparenz-Check, dass freiwillige Initiativen, wie Multi Stakeholder-Ansätze oder Zertifizierungssysteme, keine Garantien bieten für transparente Lieferketten. „Unsere Analyse zeigt einmal mehr, dass es eine Verpflichtung zu Transparenz in künftigen Rechtsvorschriften zu Konzernverantwortung braucht. Genau darum muss es bei einem EU-Lieferkettengesetz gehen“, so Klaffenböck.

Luxussegment besonders intransparent

Nur 29 der 100 untersuchten Unternehmen veröffentlichen eine Lieferantenliste und diese oft unvollständig. Besonders schlecht schneiden ausgerechnet Unternehmen des Luxussegments ab: Nur 20 Prozent der Luxusmarken (9 von 44) legten ihre Lieferanten offen. Insgesamt wurden bei der Recherche nur von 17 Unternehmen Informationen über Verarbeitungsbetriebe und Rohstofflieferanten gefunden.

Fehlende Verantwortung im Hochrisikosektor

Das Europäische Parlament hat die Lederindustrie als Hochrisikosektor eingestuft, die OECD sogar spezielle Sorgfaltspflichtrichtlinien für diesen Sektor entwickelt. In der Lederindustrie sind Beschäftigte oft mit ausbeuterischen Arbeitsbedingungen konfrontiert: Gesundheitsrisiken durch fehlende Schutzkleidung, Gewalt am Arbeitsplatz, erzwungene Überstunden, Hungerlöhne, bis hin zu Kinderarbeit sind keine Ausnahme. „Eine transparente Lieferkette ist der erste wichtige Schritt, der Bürgern und Konsumenten zeigt, wo und wie Lederwaren und Schuhe hergestellt werden“, sagt Gertrude Klaffenböck. „Besonders die Schuh- und Lederwarenbranche scheint nach wie vor ein Problem damit zu haben, die Öffentlichkeit über Umstände und Orte der Produktion zu informieren. Menschenrechtliche Sorgfaltspflicht sieht anders aus!“

Keine Angaben zu Löhnen und Menschenrechtsschutz

Der Bericht Spotlight auf Leder basiert auf einer Analyse des niederländischen Südwind-Partners SOMO von 100 Unternehmen aus dem Luxusgüter- und Schuhsegment sowie dem Online-Handel, darunter einige der größten Akteure in Bezug auf Unternehmensgröße, Umsatz und Marktanteil. Ausgewertet wurden diverse öffentlich zugängliche Informationen, etwa von Unternehmenswebsites und öffentlichen Datenbanken, über Zulieferer und Arbeitsbedingungen in Lieferketten.

• Nur 29 der 100 Unternehmen veröffentlichen eine Lieferantenliste
• Kein einziges Unternehmen legt Informationen zu gezahlten Löhnen in Zulieferbetrieben offen
• Nur 22 Unternehmen machen detaillierte Angaben zur Belegschaft, meist ist nur die Zahl der Beschäftigten angegeben und nur in wenigen Fällen das Geschlechterverhältnis
• Nur 4 von 100 Unternehmen machen Angaben zu Gewerkschaften in den Zulieferbetrieben oder zum Geltungsbereich eines Tarifvertrags.

Einen Kurzbericht der Studie können Sie hier downloaden.

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