Schuhfabrik will sich in Eigenverwaltung sanieren
Das Pirmasenser Traditionsunternehmen Carl Semler GmbH & Co. KG hat finanzielle Probleme. Die Geschäftsführung eines der letzten am Standort Pirmasens produzierenden Schuhherstellers hat deshalb am 16. Januar beim Amtsgericht Pirmasens ein Restrukturierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Als Generalbevollmächtigter wurde der Sanierungsexperte und Rechtsanwalt Lukas Eisenhuth von der Kanzlei Abel und Kollegen eingesetzt. Rechtsanwalt Dennis Blank wurde vom Amtsgericht Pirmasens als (vorläufiger) Sachwalter bestellt.
Die beiden Geschäftsführer Jürgen Becker und Stefan Markert bleiben in der Eigenverwaltung voll handlungsfähig. Laut Lukas Eisenhuth werde das Management jetzt mit ihm die „notwendigen Restrukturierungsmaßnahmen“ erarbeiten. Es sollen alle betroffenen Beteiligten (Mitarbeiter, Betriebsräte, Banken, Kunden/Lieferanten und alle Gläubiger sowie Gesellschafter) umfassend mit einbezogen werden, sagte Eisenhuth. Da der Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens frühzeitig gestellt worden sei, ist Eisenhuth zuversichtlich, das Unternehmen noch sanieren zu können.
Der entscheidende Auslöser für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind laut dem Unternehmen „massive Umsatzrückgänge und Zahlungsausfälle, die wir trotz intensiver Gegenmaßnahmen nicht auffangen konnten“. Die allgemeine wirtschaftliche Lage, insbesondere in der Schuh-Branche, hab sich durch Rezession, Marktveränderungen und gestiegene Kosten erheblich verschlechtert. Dies habe dazu geführt, dass die Kundenanzahl durch Insolvenzen im Schuhhandel und Aufgabe des Geschäftsbetriebes deutlich zurückgegangen sei. Besonders einschneidend waren den Angaben zufolge auch die externen Einflüsse wie die Covid-19-Pandemie und die aktuellen geopolitischen Konflikte. Die Schuhfabrik habe versucht, die Umsatzrückgänge durch Kostenreduktion, neue Einnahmequellen und Kreditaufnahmen abzufedern. Das sei jedoch nicht gelungen.
Die Schuhfabrik Semler beschäftigt aktuell 250 Mitarbeiter. Die Produktion erfolgt in Deutschland (70) und Ungarn (180). Die Löhne der Mitarbeiter seien über das Insolvenzgeld zunächst für die Monate Januar bis einschließlich März gesichert. Ab April soll wieder die Carl Semler Schuhfabrik die Lohn- und Gehaltszahlungen übernehmen. Die Tagesproduktion liegt bei rund 1.000 Paar Schuhen.
Der Betrieb werde in vollem Umfang fortgeführt. Die Kunden bekommen weiterhin Semler-Schuhe. Die Lieferanten und Geschäftspartner sollen aus künftigen Geschäftsbeziehungen vollständig bezahlt/beliefert werden, heißt es in der Mitteilung zu dem Insolvenzverfahren.
Lukas Eisenhuth sagt: „Semler hat mit der Eigenverwaltung gute Chancen, diese Phase in der nun schon 162-jährigen Firmengeschichte nicht nur zu überstehen, sondern gestärkt daraus hervorzugehen.“ Der Jurist hat das Ziel, „möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten. Auch in Deutschland.“