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Schuhtag im Zeichen von KI und Nachhaltigkeit

Die Talkrunde beim HDS/L-Symposium
Die Talkrunde beim HDS/L-Symposium

HDS/L-Mitgliederversammlung & Symposium in Pirmasens

„Die Welt wird nie mehr so langsam sein wie heute.“ Das Credo von KI-Spezialist Prof. Dr. Peter Buxmann diente als Leitmotiv für das HDS/L-Symposium, das am 5. Juni in der Schuhstadt Pirmasens stattgefunden hat. HDS/L-Hauptgeschäftsführer Manfred Junkert und HDS/L-Vorsitzender Carl-August Seibel begrüßten in der ehrwürdigen Location „Alte Post“ rund 100 Gäste aus Industrie, Handel, Messewesen und Presse sowie den Pirmasenser Oberbürgermeister Markus Zwick und Landrätin Dr. Susanne Ganster. Zu den für die Schuh- und Lederwarenbranche gleichermaßen brisanten und herausfordernden Themen Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit boten Referenten aus Wissenschaft, Industrie und Forschung spannende Einblicke. Eine Talkrunde zeigte ihre Erfahrungen und Visionen im weiten Feld der KI auf.

Wandlungsbeschleunigt! „Wie sehr passt dieser Begriff auch auf unsere Branche“, so Carl-August Seibel. „Gerade in den letzten Jahren hat sich die Schuh- und Lederwarenbranche rasant verändert. Mit einem Tempo, bei dem es mitunter schwerfällt schrittzuhalten. Tradierte Sicherheiten brechen weg; unternehmerische Optionen – und Risiken – ploppen auf. Was einst fest war, ist nun flüssig! Willkommen im Betrieb der digitalen Moderne!“ Nicht nur im weiten Feld der KI, auch im Bereich der Nachhaltigkeit sieht der Schuh-Experte viel Entwicklungspotenzial für die Branche. „KI ermöglicht Produktivitätssteigerungen, kann die Lebensqualität erhöhen und sogar bei der Bewältigung globaler Herausforderungen wie Klimawandel und Ressourcenknappheit helfen.“

Wie und in welchen Bereichen KI verantwortungsvoll eingesetzt werden kann, darüber referierte Prof. Dr. Peter Buxmann von der Technischen Universität Darmstadt. In seinem Vortrag gab er einen umfassenden Überblick über aktuelle Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz und das transformative Potenzial der generativen KI. Dabei zeigte er auch Risiken wie Halluzinationen und Fakenews auf. Sein Appell an die Unternehmen: „Der Nebel lichtet sich. Nutzen Sie die generative KI. Die Kosten sind transparent. Und für 90 Prozent der Berufsanfänger ist KI ohnehin ein Muss! Just do it!“

Mit einer Art „Sprechstunde“ für mittelständische Unternehmen richtete sich Marco Giangreco vom Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik in Saarbrücken an die Teilnehmer des Symposiums. Vorteile der KI sieht der Wissenschaftler vor allem bei der Reduzierung von redundanter Arbeit, bei der Qualitätskontrolle und bei der Bedarfsplanung. Auch Zielgruppen könnten durch KI besser definiert und gefunden werden. Ethische Aspekte dürften nicht ignoriert werden. „Pflegen Sie die digitale Hygiene! KI gibt Wahrscheinlichkeiten vor – man kann ihr nicht zu 100 Prozent Vertrauen schenken.“

In der Talkrunde lieferten Jens Beining (CEO Wortmann-Group), Dr. Matthias Brendel (Gründer Footprints Technologies), Christian Decker (Geschäftsführer Desma Schuhmaschinen) und Amir Hosseini (Student an der Deutschen Schuhfachschule) individuelle Einsichten in das weite Feld der KI.

Jens Beining erläuterte, in welchen Bereichen, darunter Produktion, Marketing und Handel, KI schon jetzt effektiv genutzt werde. Möglichen Vorbehalten der Mitarbeiter begegnet Wortmann mit offener, auf Vertrauen bauender Kommunikation.

Christian Decker erklärte das Konzept des „Produtainment“ und appellierte an die Unternehmen, KI unter anderem für mehr Kreativität beim Design, aber auch für eine Belebung der Innenstädte, des stationären Handels und für die Ausbildung der Verkaufsmitarbeiter zu nutzen. Andere Länder wie die USA seien hier viel weiter.

Viel Potenzial in der Kommunikation mit Endverbrauchern sieht auch Dr. Matthias Brendel. Am Beispiel der WMS-App zeigte er die Vorteile der digitalen Fußmessung auf. Als Microsoft-Partner habe man frühen Zugang zu den neuesten Open-AI-Lösungen. Lösungen, die auch für die Branche zur Verbesserung des unternehmensinternen Wissensmanagements und zur Automatisierung von Qualitätssicherheitsprozessen eingesetzt werden könnten.

Für den angehenden Schuhtechniker Amir Hosseini ist KI eine Leidenschaft, die er mitunter spielerisch in die Schuhfertigung integriert. Aktuell, so seine Erfahrung, lernen die Studenten eher voneinander. Oder durch Social Media. Für die Zukunft wünscht er sich, dass KI in die Stundenpläne der Schuhfachschulen integriert werde.

Nachhaltigkeit im Fokus

Der Nachmittag des Symposiums stand im Zeichen der Nachhaltigkeit. Sebastian Thies, Inhaber von K&T/nat-2 in der sechsten Generation, entführte die Teilnehmer auf eine Reise durch die schier unendliche Welt der nachhaltigen Materialien. Anhand von zahlreichen Design-Beispielen zeigt er auf, wie es gelingen kann, mittels ressourcenschonender Prozesse und neuer Technologien etablierte Praktiken infrage zu stellen und nachhaltig in die Zukunft zu bringen. Sein Credo lautet: „Good Design is not good, if it is not sustainable.” Dafür reist Thies um die ganze Welt, sucht die innovativsten Materialien und Inspiration inklusive. Storytelling.

„Die aktuelle Stimmung und die Zukunftsaussichten für den Handel sind eher trübe“, sagt Dr. Ralf Deckers, Leiter des Bereichs Customer Insights. Handel und Konsumenten seien unter Stress. Warum ist das so? Und gibt es Potenzial, um aus diesem Dilemma herauszukommen? Mit einer Analyse der aktuellen Situation – von stationärem Handel bis hin zu Online-Plattformen wie Amazon, Shein und Temu – zeigte der Soziologe Probleme und Potenzial für die Schuh- und Modebranche auf. Service ist aus seiner Sicht nicht nur Online-Pflicht. Gamification ist das Zauberwort. „Speziell junge Kunden suchen beim Einkauf den besonderen Kick!“ Zum Beispiel durch finanzielle Anreize, kostenlose Zugabe, Gewinnspiele und Prämien. Im D2C-Bereich sieht der Experte besonders viel Potenzial für Schuhe und Mode: „49 Prozent der deutschen Bevölkerung haben in den letzten sechs Monaten direkt bei Marken gekauft. Sein Fazit: „Im Vertrieb ist noch viel Saft!“

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