DFB wechselt nach 70 Jahren den Ausrüster
Die Fußball-Nationalmannschaft wird ab 2027 mit Trikots von Nike statt Adidas auflaufen. Nach mehr als 70 Jahren wendet sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) erstmals von seinem Ausrüster ab. Die Partnerschaft mit dem US-Giganten soll im Januar 2027 beginnen und bis 2034 dauern. Nike soll in dieser Zeitspanne alle Nationalteams ausrüsten.
„Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Nike und über das in uns gesetzte Vertrauen. Die künftige Partnerschaft ermöglicht es dem DFB, auch in der kommenden Dekade zentrale Aufgaben mit Blick auf eine umfassende Entwicklung des Fußballs in Deutschland wahrzunehmen“, sagt DFB-Präsident Bernd Neuendorf.
Die derzeitige Partnerschaft mit Adidas läuft Ende des Jahres 2026 aus. Bei allen vier WM-Titeln und bei allen drei EM-Titeln der Männer sowie bei den beiden WM-Titeln und den acht EM-Trophäen der Frauen war Adidas der Ausrüster. Erst in der vergangenen Woche waren die neuen Trikots für die EURO 2024 im eigenen Land vorgestellt und vor allem wegen des pinken Auswärtstrikots ausgiebig diskutiert worden. „Wir sind vom DFB heute darüber informiert worden, dass der Verband ab 2027 einen neuen Ausrüster haben wird“, teilte das Traditionsunternehmen kurz und knapp mit.
Der Grund für den unerwarteten Wechsel zu Nike: Laut DFB haben die Amerikaner „das mit Abstand beste wirtschaftliche Angebot abgegeben“. Dass der Adidas-Konkurrent zudem „mit seiner inhaltlichen Vision, die auch ein klares Bekenntnis für die Förderung des Amateur- und Breitensports sowie die nachhaltige Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland beinhaltet“ gepunktet habe, dürfte bei der Entscheidung nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben.
„Der Zeitpunkt der Ausschreibung ist im Hinblick auf die Planungs- und Vorlaufszeiten üblich und war im Vorfeld mit allen relevanten Marktteilnehmern besprochen“, sagte Dr. Holger Blask, Vorsitzender der Geschäftsführung der DFB GmbH & Co. KG.
Ein Bericht des Magazins „11Freunde“ legt nun auch die Gründe für den Wechsel nahe. Wie Chefredakteur Philipp Köster auf der Plattform X schreibt, soll Adidas beabsichtigt haben, sein finanzielles Engagement beim DFB zu reduzieren. „Nach unseren Informationen lag das neue Angebot von Adidas im zweistelligen Prozentbereich UNTER der bisher gezahlten Summe“, schreibt Köster.
Damit habe das Adidas-Angebot nicht mal die Hälfte der von Nike gebotenen Summe betragen. Laut eines Berichts des „Handelsblatt“ lässt sich Nike den DFB-Deal über 100 Millionen Euro pro Jahr kosten. Adidas zahlte bislang rund 50 Millionen Euro an den DFB.
Einem Bericht der „Bild“-Zeitung zufolge bemühte sich Adidas dennoch bis zur letzten Sekunde, den DFB doch noch zu halten. So soll Unternehmensboss Björn Gulden noch am Mittwoch persönlich nach Frankfurt gereist sein, um dem DFB ein letztes Angebot zu präsentieren. Nach nur einer Nacht Bedenkzeit entschied sich der Verband aber wohl dagegen.
„Wir verstehen jede Emotionalität. Auch für uns als Verband ist es ein einschneidendes Ereignis, wenn feststeht, dass eine Partnerschaft, die von vielen besonderen Momenten geprägt war und ist, nach mehr als 70 Jahren zu Ende geht“, teilte der DFB mit. Der Verband sei jedoch dem deutschen Fußball und dessen Entwicklung verpflichtet. Er sei „ein Sport-Fachverband, der seine Mitgliedsverbände und die Basis im Amateurbereich finanziert und nicht von ihnen finanziert wird. Er steckt das Geld in den Fußball. Damit Fußball ein Volkssport bleibt“, so der DFB. Vor diesem Hintergrund müsse der Verband wirtschaftliche Entscheidungen treffen – zumal er ohnehin in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckt.