Es gibt auch ein Leben nach Corona!
Was halten Sie von Vorschlägen, den Saisonrhythmus nach hinten zu verschieben? Wenn ja, um welchen Zeitraum?
Es wäre schön wenn die Chance von der Branche ergriffen werden würde wieder zu Saisonrhythmen zu kommen, die dem klimatischen Saisonverlauf angepasst sind. Nicht zuletzt weil der Konsument sich an diesem orientiert. Wenn – wie in ferner Vergangenheit die Firma Eikhoff auf der Kö – einzelne Anbieter, die nur einen kleinsten Bruchteil der Bevölkerung ansprechen, glauben, im Juni mit dem Verkauf von Herbst-/Winter-Ware und im Dezember mit dem Verkauf von Frühjahr-/Sommer-Ware zu starten, so sollen diese das für ihre kleine Klientel gerne machen. Der Rest sollte versuchen sich davon zu lösen, um die Vollpreisphasen zu verlängern und damit die Wertigkeit seiner Produkte – welche sich nicht zuletzt über Preissicherheit definiert – herauszustellen und nicht permanent in Frage zu stellen. Mittel- und langfristig der einzige Weg des Fachhandels zu bestehen.
Woher nehmen Sie jetzt in Zeiten, in denen Trendscouting nur noch viral funktioniert, Inspirationen für die kommende Kollektionsentwicklung?
Diese ist sicher sehr herausfordernd, gelingt nach meiner Sicht unserem Kollektionsteam jedoch sehr gut. Die langjährige Marktkenntnis gibt uns die Sicherheit auch in der kommenden Kollektion die Themen aufzugreifen, die die Kunden nach der langen Entbehrungsphase zum kommenden Sommer begeistern.
Wird das Thema Corona Ihrer Ansicht nach auch noch die kommenden Kollektionen beeinflussen und wenn ja inwiefern?
Es ist davon auszugehen, dass der Handel einen Teil seines Angebotes in die kommende Saison (F/S 21) „mitnehmen“ wird. Wir haben schon jetzt Kollektionsteile definiert, die wir als Durchläufer für F/S 21 sehen, die unseren Kunden als Information auch in der kommenden Woche zur Information zur Kenntnis gegeben werden. Bei diesen Modellen gehen wir von einer Aufsortierung der Bestandmengen aus, weil diese Schuhe auch in der kommenden F/S-Saison ihre Berechtigung haben werden und erfolgreich in den Verkauf einfließen können. Dabei wäre es natürlich hilfreich, wenn die Schuhe nicht jetzt schon in die preisliche Vermarktung gelangen würden. Deswegen die Info an die Kunden.
Die Ergänzungen die einen Großteil des Limits ausmachen sollten, müssen den Konsumenten zeigen, dass die Mode nicht gänzlich sondern nur punktuell „stehen geblieben ist“. Mit diesem Kollektionsteil muss der Kunden begeistert werden welcher ein Stück weiter als die Masse der Verbraucher ist und die neuen Trends sucht. Diese Kollektionsteile zu entwickeln ist unser Anspruch, und ich bin fest davon überzeugt, dass uns dieses gelingen wird.
Wie schätzen Sie die Situation des stationären Handels nach dem Lockdown ein?
Die Situation ist sicher sehr angespannt. Das steht außer Frage. Die Verunsicherung ist sehr groß und es bleibt zu hoffen, dass es bei diesem einzigen Lockdown bleibt. Um dieses sicher zu stellen, ist es wichtig die Regeln zu beachten und auch die Kunden daran zu erinnern, diese einzuhalten. Nur so können wir zur Normalität zurückfinden. So zumindest meine feste Überzeugung.
Für den Handel gilt es jetzt besonnen zu agieren. Dazu gehört sicher die Verlängerung der Saison. Es bleibt zu hoffen, dass nicht einzelne Marktteilnehmen durch schnelle Rabattschlachten diese Chance verderben. Auch muss darauf hingearbeitet werden, zur H/W-Saison einen späteren, dann aber mitreißenden und begeisternden Saisonstart hinzulegen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Kunden spätestens zum Herbst, trotz zurückgehender Kaufkraft, sich etwas gönnen wollen. Dabei besteht die Hoffnung, dass ausgefallene Urlaube, Konzerte, Großveranstaltungen usw., die insbesondere in den letzten Jahren der Mode viel Kaufkraft genommen haben, hier einen Ausgleich bieten. Die Möglichkeiten sich etwas zu gönnen, werden in 2020 ganzjährig massiv eingeschränkt sein – Mode und schöne Schuhe stehen aber zur Verfügung.
Planen Sie Maßnahmen, um dem Handel zu helfen wie z.B eine Streckung der Zahlungsziele oder spätere Auslieferungen?
Aufgrund unseres extrem hohen Nachsortieranteils den wir über Jahre aufgebaut haben (50 % des Gesamtumsatzes) sind wir von dem Lockdown genauso betroffen wie der Handel selbst. Zudem werden wir auch zur FS-Saison 21 von zu erwartenden Limitkürzungen betroffen sein. Daher sind auch unserer finanziellen Spielräume begrenzt.
Wir bieten unseren Kunden für bis zum 31.07. erfolgende Nachsortierungen eine automatische Valuta von 30 Tagen an. Ferner werden wir allen unseren Kunden anbieten ihre schon erteilen Aufträge zur H/W-Saison um drei Dekaden nach hinten zu verschieben, weil wir aus unserem Kundenkreis vernommen haben, dass dieser Wunsch besteht. Unsere Nachsortierungsmöglichkeiten werden wir zur H/W-Saison für unsere Kunden auf dem bisherigen Level weiterführen, um diesem damit die Möglichkeit zu geben bedarfsgerecht zu ordern und damit ihre Liquiditätssituation zu entspannen.
Wir werden für unsere Kunden auch in Zukunft ein verlässlicher Partner bleiben, der seine Markenposition im Interesse des Handels stärkt, um den Konsumenten von seinen Produkten zu begeistern. Es gibt auch ein Leben nach Corona!