ECC Köln nimmt Marktplätze mit Waren aus Asien unter die Lupe
Auch 2024 wird das Konsumverhalten weiterhin maßgeblich durch Preissteigerungen beeinflusst. Wird geshoppt, so kaufen immer mehr Konsumenten online ein, um Preise besser vergleichen zu können (44 %). Vor allem die jüngere Zielgruppe der 18- bis 29-Jährigen lässt sich dabei durch Qualitätshinweise wie „Bestseller“ (72 %) auf Produkten oder Gamification-Elemente wie Glücksräder oder Coupons (53 %) schneller zum Kauf verleiten. Spielt dieses Konsumentenverhalten Anbietern mit Waren aus Asien wie Temu, Shein, Wish und AliExpress in die Karten? Das hat das ECC Köln untersucht. Fazit: Die Bekanntheit und Nutzung von diesen Marktplätzen ist im Jahresvergleich massiv gestiegen.
Nahezu alle Konsumenten (91 %, 2023: 78 %) kennen mittlerweile Marktplätze mit Waren aus Asien und 43 Prozent der Befragten nutzen diese auch, unter den 18- bis 29-Jährigen ist es sogar jeder Zweite (51 %). Wachstumstreiber sind vor allem Temu und Shein: Während sich bei Temu die Kaufrate im Jahresvergleich verdreifacht hat (32 %, 2023: 11 %), konnte Shein die Bestellhäufigkeit mehr als verdoppeln (22 %, 2023: 10 %). Aufmerksam auf die Marktplätze werden Konsumenten zunehmend durch Social Media (57 %). Vor allem Temu ist hier präsent: Mehr als ein Drittel der Befragten (35 %) nimmt mehrmals wöchentlich Werbung des Anbieters über Social Media wahr, die Hälfte der Konsumenten ist von dieser Überpräsenz allerdings eher genervt.
Das Shoppen bei Temu und Co. ist stark preisgetrieben: 65 Prozent (18- bis 29-Jährige: 77 %) nutzen die Onlineanbieter für die Suche nach Schnäppchen. Neben dem Preis sind die große Auswahl an Produkten (72 %, 18- bis 29-Jährige: 77 %) sowie deren Exklusivität (58 %) zentrale Kaufargumente. Hinsichtlich Glaubwürdigkeit und Vertrauen schneidet Temu eher schlecht ab: Konsumenten zweifeln an den angegebenen Rabatten (25 %) und fühlen sich oft manipuliert (51 %). Lediglich 16 Prozent sind von der Sicherheit ihrer Daten überzeugt, nur knapp ein Viertel (24 %) kauft ohne Bedenken bei Temu und Shein ein.
Werden Marktplätze mit Waren aus Asien etablierte Anbieter verdrängen? „Nein“, sagt jeder zweite Konsument (54 %, 2023: 64 %). Etablierte Anbieter wie Amazon, Otto oder Zalando genießen einen Vertrauensvorschuss und überzeugen im direkten Vergleich insbesondere in puncto Datensicherheit, reibungslose Lieferung und einer einfachen Produktsuche. Insgesamt haben 63 Prozent der Befragten an den Kaufprozess bei Amazon aber viel höhere Erwartungen als an Anbieter wie Shein, Temu oder Wish. Nichtsdestotrotz erhöhen Letztere den Marktdruck und gewinnen Kundenanteile durch Gamification und Entertainment. Und dennoch: Trotz der starken Wachstumsraten möchte die Mehrheit der Konsumenten (66 %) auch künftig nicht bei Marktplätzen mit Waren aus Asien einkaufen. Grund dafür sind vor allem die großen Qualitätsmängel der Produkte (83 %) sowie Sicherheits- (57 %) und Nachhaltigkeitsbedenken (47 %).