HDS/L und Verbundgruppen empfehlen neue Saisontaktung
Die Corona-Krise hat dramatische Auswirkungen auf das Fashion-Business. Genau zum Saisonstart mussten die Geschäfte des stationären Schuh- und Lederwarenhandels eine Zwangspause einlegen und für mehr als fünf Wochen ihre Türen schließen. Seit dem 20. bzw. 27. April durften die meisten Geschäfte unter strengen Auflagen zwar wieder öffnen, doch der Warendruck ist immens. „Es wird schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, die verlorenen Umsätze der letzten Wochen aufzuholen und die aktuelle Ware in der verbleibenden Rest-Saison zu verkaufen“, befürchtet der HDS/L-Vorsitzende Carl-August Seibel.
Um die finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Schuh- und Lederwarenbranche möglichst zu begrenzen, spricht sich der HDS/L in enger Abstimmung mit den Verbundgruppen SABU und ANWR für eine veränderte Saison-Taktung aus. SABU-Geschäftsführer Stephan Krug bekräftigt diesen Ansatz: „Um mehr Saisonware verkaufen zu können, fordern wir eine Verlängerung der Frühjahr/Sommer-Saison 2020. Ein ‚weiter so wie bisher‘ darf es nach dieser existenzbedrohenden Krise nicht geben!“ Mit dieser „neuen, längst überfälligen Korrektur der Saisontaktung bzw. Einsteuerung der Ware werden wir den Anforderungen des Marktes und der Konsumenten wieder gerecht“, so Krug weiter. Man reagiere dabei nicht nur auf die aktuelle Krisensituation, sondern beziehe auch die generellen Marktanforderungen in die Überlegungen mit ein. Stephan Krug bringt es auf den Punkt: „Jetzt hat es die Branche in der Hand, durch ein einheitliches, partnerschaftliches und solidarisches Miteinander die Weichen für die Zukunft zu stellen!“
Die von Industrie und Handel ausgesprochenen Empfehlungen beinhalten u.a. eine längere Abverkaufszeit, nach hinten verschobene Liefertermine sowie neue, diesen Rhythmen angepasste Messetermine. Auch ANWR-Vorstand Fritz Terbuyken befürwortet die neue Saison-Taktung: „Auch die Messen werden sich neu aufstellen müssen. Ich sehe darin eine Chance für die Zukunft, wieder näher an den Verkaufszeitraum zu kommen. Denn gerade die Anpassung der Saisonzyklen ist schon seit Jahren fällig. Mit den Kollektionen wieder näher an die eigentlichen Bedarfe zu kommen, gelingt uns jetzt wahrscheinlich leichter als vor Corona.“
Das Bundeskartellamt habe keine Bedenken gegen die von HDS/L und den Verbundgruppen abgestimmten Maßnahmen. Die Maßnahmen sehen im Einzelnen vor:
- Um die durch den Corona-Shutdown verursachten hohen Lagerbestände besser verkaufen zu können, verlängert sich die Abverkaufszeit für Schuhe und Lederwaren der Saison Frühjahr/Sommer 2020 um vier Wochen.
- Die Auslieferung der Schuhe und Lederwaren für Herbst/Winter 2020/21 erfolgt ebenfalls vier Wochen später. Die Abverkaufszeit der Herbst/Winter-Kollektionen verschiebt sich damit ebenfalls um einen Monat nach hinten. Durch die spätere Rechnungsstellung wird sichergestellt, dass sich die Liquiditätssituation im Handel für die Saison Herbst/Winter 2020/21 deutlich verbessert. Die Verschiebung gegebenenfalls bereits bestätigter Liefertermine muss zwischen Lieferant und Händler individuell besprochen werden. Dieser neue, um einen Monat nach hinten verschobene Saisonrhythmus wird auch für die darauffolgende Saison so übernommen. Eine differenziertere Taktung von Übergangsware (früher) und Saisonware (später) ist sinnvoll.
- Für die Saison Frühjahr/Sommer 2021 verschieben sich die Order- und Messetermine ebenfalls um vier Wochen nach hinten, was wiederum spätere Auslieferungstermine und eine um einen Monat verschobene Verkaufszeit im Frühjahr/Sommer 2021 mit sich bringt.
- Alle Branchen-, Haus- und Ordermessen sowie der Saisonstart in den Orderzentren werden diesem neuen Timing entsprechend nach hinten angepasst.
Die Verbände HDS/L, ANWR und SABU appellieren an alle Branchenteilnehmer, diese Empfehlungen aufzugreifen und in die Tat umzusetzen. „Wir freuen uns, dass die reguläre Verkaufssaison nunmehr auf die Monate Juni und Juli erweitert werden kann. Das ermöglicht dem Handel, noch möglichst viel Ware verkaufen zu können. Doch nicht nur das: Wir schaffen es damit, den lang diskutierten Schritt, die Verkaufszeit den Wetterbedingungen und der Jahreszeit anzupassen, endlich in die Realität umzusetzen“, blickt Carl-August Seibel zuversichtlich in die Zukunft.