Leserbrief zum Artikel „Rheinland-Pfalz erlaubt Einkauf mit Termin“
Ich hab den Artikel gelesen ‒ und die Gefühle waren sehr widersprüchlich. Natürlich ist alles, was uns Einzelhändlern helfen kann, zu begrüßen. Aber ist das nun ein großer Fortschritt? Ein einzelner Kunde darf eintreten, eventuell einen aus dem gleichen Haushalt noch mitbringen. Und dann muss gelüftet, desinfiziert und Pause gemacht werden? Und es muss auch alles aufgeschrieben werden ‒ ein Riesenhaufen Vorschriften. Und das alles nur, weil sich jemand ein paar Minuten auf meinen nicht mal sehr großen 300 Quadratmetern aufhält? Die gleiche Regel gilt dann natürlich auch für Möbelhäuser mit vielleicht 10.000 Quadratmetern. Da ist es dann bestimmt noch viel gefährlicher ‒ und Ironie wieder aus.
Ob sehr viele Kunden dann Lust haben, in einen Laden zu gehen? Sachen bestellen und dann an der Tür abholen, das geht ja auch jetzt. Ich denke, da wird es kaum einen großen Unterschied bei der Nachfrage geben.
Gehen Politiker eigentlich auch mal ganz normal einkaufen? Wissen sie, wie das in normalen Läden ist? Oder gehen sie nur am 23.12., wenn alles komplett überfüllt ist und kennen nur diese Situation?
Ich komme mir inzwischen jedenfalls vor, als hätte ich nicht nur Corona an den Backen, sondern ich bin wohl das absolute Seuchenrisiko. Nur weil ich einen Sportladen von etwa 300 Quadratmetern betreibe. Natürlich mit Hygienekonzept, mit Desinfektion, mit Maskenpflicht, mit Zutrittsbeschränkungen ‒ aber egal, das taugt ja alles für nix.
So langsam frage ich mich, in was für einem Land leben wir überhaupt? Ist das immer noch nur der Schutz einer gefährdeten Bevölkerung? Oder will man einfach nur den Einzelhandel loswerden? Wir werden nicht mehr benötigt? Wenn das so sein sollte, dann wäre es echt nett, das mal klar zu sagen.
Ich schreibe sonst keine solchen Kommentare, aber so langsam macht sich echt Verzweiflung breit. So viele andere dürfen arbeiten und arbeiten ja auch nur selten ganz allein ‒ und viele wie wir und auch viele andere Branchen finden kaum noch eine Perspektive.
Heike Reese
Sport Reese, Bramsche