HR Group stellt Insolvenzantrag

Firmenzentrale der HR Group in Osnabrück

Reno-Pleite hat Folgen für früheren Eigentümer

Die frühere Muttergesellschaft des Schuhfilialisten Reno, die Osnabrücker HR Group, hat Insolvenz angemeldet. Das Amtsgericht Osnabrück hat den Sanierungsexperten Christian Gerloff zum vorläufigen Insolvenzverwalter eingesetzt. Von der Insolvenz sind insgesamt neun deutsche Gesellschaften betroffen, darunter die Hamm Reno Group GmbH, die Hamm-Reno Group International GmbH, die HR Online GmbH, die Mayer Schuhhandel GmbH, die Mayer Systempartner GmbH und die Wilh. Hamm GmbH.

Die HR Group hatte am 1. Oktober den Schuhhändler Reno an die Einzelhandelsgruppe cm.sports sowie den Münchner Finanzinvestor GA Europe verkauft. Ende März meldete Reno mit bundesweit 180 Filialen dann Insolvenz an. Die HR Group betriebt als Systempartner Schuhflächen für andere Handelsunternehmen und ist als Logistiker in der Schuhbranche tätig.

Der neue Eigentümer hatte der HR Group laut Wirtschaftswoche vorgeworfen, mitverantwortlich für die Reno-Pleite zu sein. So seien Verträge nicht eingehalten worden. Wie die HR Group mitteilte, seien „zeitlich befristete Dienstleistungsverträge für verschiedene Servicefunktionen zwischen der HR Group und den Reno Gesellschaften abgeschlossen“ worden, „um einen möglichst reibungslosen Übergang für die cm.sports als neue Gesellschafterin von Reno zu ermöglichen“. Man habe sich auf diese „Absicherungen des Vorbesitzers verlassen, dass ausreichend Neuware geliefert wird – dies war leider nicht der Fall“, so der Reno-Erwerber Christian Müller. Dieser Umstand habe „nicht unerheblich zu der aktuellen Situation beigetragen“.

Die HR Group weist diese Darstellung und damit eine Mitverantwortung für die Insolvenz zurück. Zur Warenbelieferung gebe „es klare und eindeutige Verträge“, hieß es. Wenn die Ware nicht innerhalb eines bestimmten Zeitraums bezahlt wird, stehe es der HR Group frei, von weiteren Warenlieferungen abzusehen. „Tatsache ist: Es gibt offene Forderungen über mehrere Millionen Euro aus erfolgten Warenlieferungen, die bis dato von der durch die cm.sports übernommene Reno nicht beglichen worden sind“, teilt das Unternehmen mit.

Der Geschäftsbetrieb in allen Gesellschaften der HR Group läuft trotz der vorläufigen Insolvenz uneingeschränkt weiter. Alle in den beiden Sparten Systemgeschäft und Logistik bestehenden und neu eingehenden Aufträge würden abgewickelt.

Die Löhne und Gehälter der rund 750 Mitarbeiter sind für die nächsten drei Monate – bis Ende Juni 2023 – durch das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert. Nicht direkt betroffen von den Insolvenzanträgen sind die Auslandsgesellschaften der Gruppe in Polen, Tschechien, der Slowakei, Rumänien und Ungarn.

„Beinahe der gesamte Schuhhandel befindet sich derzeit in der Krise. Gleichwohl handelt es sich bei dem Systemgeschäft und der Logistik um bewährte Geschäftsmodelle, bei denen die HR Group über eine im Markt anerkannte und geschätzte Kompetenz verfügt “, sagt der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Christian Gerloff. „Unsere Priorität ist nun, den laufenden Geschäftsbetrieb zu stabilisieren und alle Optionen auszuloten, die eine tragfähige Zukunftslösung für das Unternehmen und seine Beschäftigten ermöglichen. Das ist auch im Interesse einer bestmöglichen Gläubigerbefriedigung.“

 

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