Bekleidungshandel verliert im April über 70 Prozent
Der Nonfood-Einzelhandel hat im April einen historischen Umsatzeinbruch erlitten. Durch die Corona-bedingten Geschäftsschließungen sanken die Erlöse im Vorjahresvergleich nach Angaben des Statistischen Bundesamtes um 14,4 Prozent. Den größten seit 1994 gemessenen Umsatzeinbruch in einer Branche des Einzelhandels verzeichnete der Einzelhandel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren mit -70,7 Prozent gegenüber April 2019. Bereits im März fielen die Umsätze in den drei Branchen um mehr als 50 Prozent. „Dieser Rückgang ist historisch in der Bundesrepublik Deutschland einmalig“, berichtet BTE-Hauptgeschäftsführer Rolf Pangels.
Diese Situation sei für die rund 80.000 Bekleidungs-, Schuh- und Lederwarengeschäfte absolut existenzbedrohend und habe auch schon zu ersten Insolvenzen und Schließungen geführt. Denn die gesamte Fashionbranche kämpft mit einer besonderen Problematik: Zum einen wurde während der Schließungsphase weiterhin Ware angeliefert, die aufgrund der langen internationalen Produktionskette nicht storniert werden kann. Zum anderen verliert diese Ware im Laufe der Saison ständig an Wert. „Diese Konstellation gibt es so in keiner anderen Branche“, weiß Pangels.
Die Handelsverbände Textil (BTE), Schuhe (BDSE) und Lederwaren (BLE) fordern daher staatliche Finanzhilfen. „Die bisherigen Maßnahmen wie das Kurzarbeitergeld und KfW-Kredite reichen zur Rettung des stationären Textil-, Schuh- und Lederwarenhandels bei weitem nicht aus“, analysiert Pangels. „Der unverschuldete Ruin tausender Unternehmen ‒ von der kleinen Boutique bis zum großen Schuh- oder Modehaus ‒ kann nur durch nicht rückzahlbare Zuschüsse verhindert werden!“
Ohne eine entsprechende Unterstützung rechnen BTE, BDSE und BLE ab der zweiten Jahreshälfte mit einer gigantischen Insolvenz- und Schließungswelle im Fashionhandel mit der Folge von zehntausenden Leerständen in den Shoppingzonen. „Da die Textil-, Schuh- und Lederwarenbranche zusammen mit den Warenhäusern die städtischen Einkaufslagen prägen, könnten dadurch viel Standorte zu Geisterstädten werden“, fürchtet der BTE-Hauptgeschäftsführer. „Dies hätte epochale Folgen für die Einkaufs- und Lebensqualität der Städte!“
„Die Krise trifft besonders stark kleine und mittelständische Handelsunternehmen, die wie keine andere Branche von zentraler Bedeutung für unsere Städte und Gemeinden sind“, sagt auch Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland. Der HDE fordert daher jetzt ein zielgenaues Rettungspaket für die besonders betroffene Einzelhandelsbranche.
Das größte Umsatzplus zum Vorjahresmonat mit 24,2 Prozent erzielte der Internet- und Versandhandel. Veränderungsraten dieser Größenordnung sind selbst in dieser Branche ungewöhnlich und somit zu einem erheblichen Teil auf einen Sondereinfluss der Corona-Pandemie zurückzuführen.