Gruppe verkaufte 2023 rund 184 Millionen Paar Schuhe
Der Essener Schuheinzelhändler Deichmann SE hat das Jahr 2023 mit einem Rekordumsatz abgeschlossen. Das Familienunternehmen erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr in 34 Ländern einen Bruttoumsatz von 8,7 Milliarden Euro (netto 7,4 Milliarden Euro). Das währungsbereinigte Umsatzplus liegt damit bei etwas mehr als sieben Prozent. Verkauft wurden 2023 weltweit 184 Millionen Paar Schuhe in den Filialen und über die Onlineshops der Gruppe (plus 1,4 Prozent gegenüber 2022). Zum 31. Dezember 2023 betrieb das Unternehmen rund 4.700 Filialen (2022: knapp 4.600) sowie 41 Onlineshops und beschäftigte etwas mehr als 49.000 Mitarbeiter (2022: ca. 48.000).
„Für die Deichmann-Gruppe war 2023 ein herausforderndes, aber auch ein erfolgreiches Jahr“, betont Heinrich Deichmann, Vorsitzender des Verwaltungsrates der Deichmann SE. „So konnten wir gegen den allgemeinen Markttrend in unseren Filialen und auch online wachsen. Auch flächenbereinigt, also in unseren bestehenden Filialen, konnten wir den Umsatz um fünf Prozent erhöhen.“
Starke Entwicklung auch in Deutschland
In Deutschland wuchs das Familienunternehmen, das 1913 in Essen gegründet wurde und dort auch weiterhin ansässig ist, deutlich. Der Umsatz hierzulande stieg 2023 um rund neun Prozent auf knapp 2,8 Milliarden Euro brutto (netto 2,3 Milliarden Euro). Das flächenbereinigte Wachstum lag hier bei knapp neun Prozent.
Da das Unternehmen als Ergänzung zu seinen Eigenmarken zunehmend auf weitere Brands setzt, konnten diese positiven Ergebnisse zum einen über höherpreisige Modelle erzielt werden. Zum anderen trug aber auch die Steigerung der Paarzahlen zu dem Wachstum bei: Die Gruppe verkaufte deutschlandweit in rund 1.400 Filialen und online über 70 Millionen Paar Schuhe – ein Plus von knapp drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch online konnte Deichmann dabei anders als der Markt nach Corona weiterwachsen. Rund 17.000 Mitarbeiter und damit 600 mehr als im Vorjahr waren Ende 2023 in der Deichmann-Gruppe in Deutschland beschäftigt.
Neue Marken und Aktionen
„Wir stehen für Kontinuität und Verlässlichkeit und sind seit mittlerweile 111 Jahren für die Menschen da. Wir haben die klare Positionierung, mit unserer großen Auswahl an Schuhen für die ganze Familie das beste Preis-Leistungs-Verhältnis am Markt zu bieten. Das ist auch oder gerade in Krisenzeiten für die Kundinnen und Kunden attraktiv“, so Heinrich Deichmann. Die Kunden könnten sich auf die niedrigen Einstiegspreise verlassen. Besondere Akzente habe Deichmann mit Aktionen wie „Fila meets Leni Klum“, „Back to School“ mit Sängerin Sarah Connor oder mit einer Barbie-Collection gesetzt.
Mit neuen Fremd- und Lizenzmarken wie New Balance oder Rieker sei es dem Unternehmen gelungen, zusätzliche Käufergruppen zu gewinnen. Zudem sind schon seit einiger Zeit Brands wie Esprit, Crocs, Tom Tailor, Skechers, Bench oder Dockers im Sortiment. Von großer Bedeutung für die Kunden seien weiterhin die schon lange bei Deichmann etablierten Sportmarken wie Adidas, Puma, Nike oder Fila.
Neues Storekonzept
Einen weiteren Grund für das erfolgreich verlaufene Jahr sieht Heinrich Deichmann in dem Filialnetz mit modernem Ladenbau: „Wir haben allein bei Deichmann in Deutschland im vergangenen Jahr über 100 Geschäfte umgebaut.“ Dies spiegele sich auch in den Umsätzen wider. Das neue Storekonzept mit viel Platz für Sportartikel wird derzeit schrittweise in Europa ausgerollt.
Digitale und Omnichannel-Angebote ergänzen dabei den Kundenservice in den Filialen. Ein Beispiel: In allen neuen und umgebauten Deichmann-Geschäften kommen digitale Fußmessgeräte zum Einsatz. Mit ihrer Hilfe werden Schuhgrößen bei Kindern und Erwachsenen sehr genau in unter fünf Sekunden bestimmt. In Deutschland wurden bisher rund 200 digitale Fußmessgeräte in den Filialen bereitgestellt.
International stark aufgestellt
Rund 68 Prozent ihres Umsatzes erwirtschaftete die Deichmann-Gruppe im Jahr 2023 im Ausland. Gerade das Deichmann-Konzept habe sich dabei länderübergreifend gut entwickelt, so insbesondere beispielsweise in der Schweiz, in Österreich oder in der Türkei. Stark expandiert wurde im Deichmann-Konzept beispielsweise in Italien mit 18, in Polen mit zwölf und in Großbritannien mit acht zusätzlichen Stores.
In Österreich schloss Deichmann das Geschäftsjahr 2023 mit einem Umsatzplus von rund acht Prozent auf 297 Millionen Euro ab. Rund 9,1 Millionen Paar Schuhe konnte der Einzelhändler 2023 in seinen 176 Filialen sowie in seinem Onlineshop verkaufen. Ende 2023 arbeiteten rund 1.350 Mitarbeiter für das Unternehmen, etwa 50 mehr als vor einem Jahr. 1992 hatte der Schuheinzelhändler die erste Filiale in Österreich eröffnet.
Der Sneaker- und Streetwear-Retailer Snipes konnte rund 1,8 Milliarden Euro Umsatz in Europa und den USA zum Gruppenumsatz beitragen. In den USA kam es zu einer etwas gebremsten Entwicklung. Der amerikanische Markt tat sich angesichts der hohen Inflation und hoher Zinsen wirtschaftlich generell schwer, was auch an der Deichmann-Gruppe nicht spurlos vorüberging. Auch das amerikanische Tochterunternehmen Rack Room Shoes spürte dies entsprechend. Für 2024 steht die Marschrichtung gerade bei Snipes durch Expansion und flächenbereinigtes Wachstum weiter Richtung Umsatzsteigerung. Aktuell betreibt das Unternehmen knapp 800 Stores in Europa und den USA, davon rund 350 in den Vereinigten Staaten und 150 in Deutschland. Weitere Stores befinden sich in Italien, Spanien, den Niederlanden, Polen, Frankreich, der Schweiz und Kroatien.
Im Rahmen der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und Profilschärfung standen in der Unternehmensgruppe weitere Veränderungen an. So hat die Deichmann-Gruppe im vergangenen Jahr bekannt gegeben, das Konzept MyShoes in Deutschland und Österreich bis Ende 2024 aufgrund langjähriger und mittlerweile erheblicher Verluste vom Markt zu nehmen. Denn trotz jahrelanger umfangreicher Investitionen, Sortimentsanpassungen, Profilschärfungen und Optimierungsprogramme habe man feststellen müssen, dass das Geschäftsmodell „leider langfristig nicht wirtschaftlich zu betreiben ist“. Insgesamt 19 Filialen des ausschließlich in Deutschland vertretenen, auf junge, modische Kundinnen ausgerichtete Konzepts Onygo wurden an den Ex-Görtz-CEO Frank Revermann übergeben. Neun Standorte werden bis spätestens Ende August geschlossen.
Neuer Campus am Unternehmenssitz in Essen
Im November 2023 wurde das Richtfest für den neuen Deichmann-Campus gefeiert. Ankerprojekt des Bauvorhabens ist ein neues lichtdurchflutetes Atriumgebäude mit fünf Geschossen. Das Gebäude wurde vom renommierten Architekturbüro gmp mit Hauptsitz in Hamburg entworfen. „Der Neubau ist Ausdruck der positiven Entwicklung unseres Unternehmens in den vergangenen Jahrzehnten und eine Investition in die Zukunft unserer Unternehmensgruppe“, so Heinrich Deichmann. Parallel zum Neubau werden die bestehenden Gebäude auf den neuesten Stand gebracht. Zielmarke für die Fertigstellung ist im Laufe des Jahres 2025. In der Hauptverwaltung sind heute rund 1.270 Mitarbeiter beschäftigt.
Die Deichmann SE befindet sich nach wie vor zu 100 Prozent im Besitz der Familie Deichmann. Mit dem Unternehmensgewinn ist Heinrich Deichmann zufrieden. „Gerade die vergangenen Jahre haben uns darin bestärkt, als Familienunternehmen unternehmerisch unabhängig zu bleiben und kontrolliert schrittweise zu wachsen“, so Deichmann.
Für 2024 stehen Investitionen in einer Höhe von rund 374 Millionen Euro auf der Agenda, zum Beispiel in moderne Filialen mit attraktivem Ladenbau und Omnichannel-Services. Eine Gesamtzahl von rund 450 neuen und umgebauten Stores ist nach derzeitigem Stand gruppenweit für 2024 vorgesehen, davon etwa 120 Verkaufsstellen in Deutschland. Zum anderen fließen Investitionen in die weitere Digitalisierung der Prozesse, Optimierung der Produktentwicklung, Modernisierung der IT-Landschaft und das wachsende E-Commerce-Geschäft. So setzt Deichmann beispielsweise mit dem Enterprise-Shopsystem von Scayle die Transformation seines Online- und Omnichannel-Business fort. Die gemeinsame Omnichannel-Plattform ist mittlerweile in zehn Ländern im Einsatz, und der Rollout wird sukzessiv fortgesetzt. Auch in die Logistik wird weiter investiert. Den Anfang macht hierbei 2024 die Schweizer Landesgesellschaft mit dem Bau eines zusätzlichen Online-Distributionszentrums.
Durch den Franchise-Partner Azadea-Group stehen in diesem Jahr erstmalig Filialen in Bahrain auf dem Plan. Im vergangenen Jahr ist das Unternehmen über die Azadea-Group mit Filialen in Abu Dhabi, Saudi-Arabien, Kenia und der Elfenbeinküste gestartet.