Die Mehrheit der in Deutschland gekauften Bekleidung wird genutzt
Die Textil- und Modebranche steht regelmäßig wegen ihres Ressourcenverbrauchs und problematischer Produktionsbedingungen in der Kritik. NGOs argumentieren, dass Verbraucher ihren Modekonsum einschränken sollten, und verweisen dabei darauf, dass in Deutschland etwa ein Fünftel der neu gekauften Bekleidung nie oder nur selten getragen werde. Marktexperten des BTE schätzen hingegen, dass tatsächlich nur rund ein Zehntel der Kleidungsstücke (fast) ungenutzt bleibt, wie Axel Augustin, Geschäftsführer des BTE Handelsverbands Textil Schuhe Lederwaren, erläutert.
Ergebnisse der YouGov-Verbraucherbefragung
Zur Überprüfung dieser Annahmen hat der BTE eine repräsentative YouGov-Umfrage in Auftrag gegeben. Zwischen dem 8. und 10. Oktober 2025 wurden 2019 Personen ab 18 Jahren zu ihrem Kauf- und Nutzungsverhalten bei Bekleidung (inklusive Schuhe und Unterwäsche, ohne Second-Hand-Ware) befragt.
Die Ergebnisse zeigen:
- 41,9 % tragen alle gekauften Artikel mehrmals.
- 45,9 % nutzen weniger als zehn Prozent der Kleidung kaum.
- 9,3 % tragen bis zu einem Drittel der Käufe kaum.
- Nur 3 % geben an, mehr als ein Drittel der Bekleidung (fast) nicht zu nutzen.
Damit wird nach Schätzungen des BTE die Mehrzahl der neu gekauften Kleidungsstücke zu über 90 Prozent mehrfach getragen.
Gründe für ungetragene Kleidung
Die Befragung erfasste auch die Ursachen für die Nicht-Nutzung (Mehrfachnennungen möglich):
- 47 %: Kleidung wurde nur für einen einmaligen Anlass gekauft (z. B. Hochzeit).
- 43 %: Kleidungsstücke gefallen nicht oder passen nicht, eine Rückgabe war jedoch nicht möglich (insbesondere bei Online-Käufen im Ausland).
- 29 %: Größenänderung seit dem Kauf, sodass die Bekleidung nicht mehr passt.
- 4 %: Sonstige Gründe.
„Speziell bei Anlassbekleidung kommt es häufig vor, dass Kleid oder Anzug bei der nächsten Gelegenheit nicht mehr passen“, erläutert Augustin.
Problemfelder: Fehlkäufe und Billigmode
Problematisch sind nach BTE-Angaben vor allem Fehlkäufe, die nicht zurückgegeben werden können. Innerhalb der EU besteht für Online-Käufe ein 14-tägiges Rückgaberecht, und auch viele stationäre Händler zeigen sich kulant beim Umtausch. Anders verhält es sich bei Billigmode von asiatischen Plattformen, die häufig weder gesetzliche Standards erfüllt noch zurückgeschickt werden kann. „Wir gehen davon aus, dass solche Artikel oft ungetragen in Kleidercontainern landen. Hier muss die Politik endlich wirksame Maßnahmen ergreifen, um die unkontrollierte Flut minderwertiger Mode in Deutschland und der EU zu stoppen“, fordert Augustin.








