Allianz-Studie: Weltweite Lieferketten im Umbruch
Die weltweiten Lieferketten befinden sich im Wandel. Laut einer aktuellen Studie des Kreditversicherers Allianz Trade haben geopolitische Spannungen, Protektionismus und der Klimawandel zu erheblichen Veränderungen im Welthandel geführt.
Demnach hat sich das durch Handelsbeschränkungen betroffene Handelsvolumen seit 2024 fast verdreifacht und betrifft Waren im Wert von rund 2,7 Billionen US-Dollar, fast 20 Prozent der weltweiten Importe. Besonders stark betroffen sind die deutschen Exporte: Während 2023 nur rund zwei Prozent der Ausfuhren von neuen Zöllen tangiert waren, liegt der Anteil 2025 bereits bei etwa 25 Prozent. Insgesamt wurden bis Oktober 2025 309 neue Importzölle eingeführt – fast doppelt so viele wie im Gesamtjahr 2024.
Friendshoring und Regionalisierung
Die Allianz Trade-Experten beobachten einen Trend zu sogenanntem Friendshoring: Handel findet zunehmend zwischen politisch ähnlich ausgerichteten Staaten statt und wird regionaler. Handelsströme innerhalb Asiens stiegen etwa um 337 Prozent, zwischen Asien und Lateinamerika um 412 Prozent. Auch Nordamerika (+38 %), Subsahara-Afrika (+88 %) und Lateinamerika (+16 %) verzeichnen wachsende Binnenhandelsanteile.
Klimarisiken für Häfen
Neben politischen Risiken spielt der Klimawandel eine zunehmende Rolle für maritime Drehkreuze. Niedrige Wasserstände, Stürme und steigende Temperaturen bedrohen Kapazitäten an Schifffahrtswegen wie Suez- und Panamakanal sowie Binnengewässern wie dem Jangtse, Rhein oder der Donau. Auch der Hamburger Hafen ist als Tidehafen langfristig betroffen.
Die Allianz Trade-Studie zeigt, dass neue Handels- und Produktionszentren die Weltkarte neu zeichnen. An der Spitze der zukünftigen Handelsdrehkreuze stehen die Vereinigten Arabischen Emirate, Vietnam und Malaysia, gestützt auf leistungsfähige Häfen und strategische Zollabkommen. Saudi-Arabien und Kasachstan gewinnen ebenfalls an Bedeutung, während Thailand, Indien und Südafrika in Sachen Konnektivität hinterherhinken.
Ausblick
Für 2025 erwartet Allianz Trade ein weltweites Handelswachstum von lediglich 2 Prozent, das vor allem auf Umleitungen von US-Importen, Vorverlagerungen vor US-Zöllen und eine stärkere Diversifizierung zurückzuführen ist. Für 2026 und 2027 wird ein weiteres verlangsamtes Wachstum von 0,6 Prozent bzw. 1,8 Prozent prognostiziert.








