US-Strafzölle: Europas Schuhindustrie schlägt Alarm

Italien, Spanien und Portugal sorgen sich um Exporte und Lieferketten

Nach Wochen der Unsicherheit herrscht nun zumindest formale Klarheit: Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump hat einen universellen Einfuhrzoll von 10 Prozent für alle Handelspartner – mit Ausnahme Chinas – angekündigt. Für die europäische Schuhindustrie ist dies jedoch alles andere als eine Entwarnung. Stattdessen wächst die Sorge um Absatzmärkte, bestehende Verträge und die Stabilität ganzer Lieferketten.

„Das ist eine sehr schlechte Nachricht für das europäische Schuhgeschäft“, sagt Imanol Martínez, Direktor für Marketing und internationale Geschäftsentwicklung beim spanischen Branchenverband FICE. Bereits seit den ersten Ankündigungen möglicher Strafzölle hätten viele Unternehmen begonnen, Gespräche mit US-Importeuren zu führen, um sich auf unterschiedliche Szenarien vorzubereiten. Die ersten Verkäufe der aktuellen Saison seien im Vergleich zum Vorjahr um etwa 20 Prozent eingebrochen.

Martínez befürchtet zudem, dass viele bereits geschlossene Verträge womöglich nicht erfüllt werden – ein weiterer Umsatzrückgang von mindestens zehn Prozent sei zu erwarten. Er mahnt zu einem gemeinsamen europäischen Vorgehen: „Die Antwort kann nicht nur aus Spanien kommen. Es ist notwendig, in Europa gemeinsame Leitlinien und regulatorische Rahmenbedingungen zu entwickeln – und dabei realistisch auf den Zustand der Industrie zu blicken.“

Italien: „Ein weiterer schwerer Schlag“

Auch in Italien wächst die Besorgnis. Giovanna Ceolini, Präsidentin der italienischen Schuhmesse Micam sowie des Verbands Assocalzaturifici, spricht von einem möglichen „weiteren schweren Schlag für die italienische Schuhindustrie – mit direkten Auswirkungen auf unsere Unternehmen und Beschäftigten“. Die Branche sei bereits jetzt durch eine Konsumkrise in Europa und geopolitische Spannungen – etwa in der Ukraine und im Nahen Osten – stark belastet.

Laut Ceolini seien die Exportzahlen im Jahr 2024 um 4,9 Prozent auf 1,388 Milliarden Euro zurückgegangen. „Diese neuen Zölle verschärfen die Lage zusätzlich. Vor allem im mittleren Preissegment und im Volumenmarkt geraten europäische Anbieter unter Druck, da sie mit asiatischen Wettbewerbern um dieselben Absatzmärkte konkurrieren.“

Portugal: Mit Investitionen gegen Protektionismus

In Portugal begegnet man den neuen Herausforderungen mit einer Mischung aus Prinzipientreue und Pragmatismus. „Wir lehnen protektionistische Maßnahmen grundsätzlich ab. Wir stehen für freien, fairen und ausgewogenen Handel“, betont ein Sprecher des portugiesischen Schuhverbands Apiccaps. Gleichzeitig habe man sich strategisch vorbereitet: Aktuell laufen Investitionen von rund 120 Millionen Euro in die Automatisierung, Robotik und Nachhaltigkeit der Produktion.

„Der amerikanische Markt ist für uns von strategischer Bedeutung“, erklärt Paulo Gonçalves, Direktor von Apiccaps. Die USA sind mittlerweile das sechstwichtigste Exportziel für portugiesische Schuhe. In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten nahezu verdoppelt und erreichten 2024 ein Volumen von fast 100 Millionen Euro. „Trotz der Zölle – wir bleiben auf dem US-Markt präsent“, so Gonçalves weiter. „Dank unserer Investitionen sind wir heute in einer deutlich besseren Position, um den nordamerikanischen Markt langfristig zu bedienen.“

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