Handelsimmobilien-Spezialist Comfort zählte Frequenzen in der Hauptstadt
Die Passantenfrequenzen in Berlin nähern sich langsam wieder dem Vor-Corona-Niveau. Wie der Handelsimmobilien-Spezialist Comfort mitteilt, liegt die Zahl der Passanten an 50 Zählpunkten in der City insgesamt im Jahr 2021 etwa 5,1 Prozent unterhalb des langjährigen Mittels. Der Vergleich mit dem Jahr 2019 fällt mit einem Minus von knapp 10 Prozent deutlicher aus, zeugt jedoch unter den gegebenen Pandemiebedingungen von einer starken Erholung.
Dementsprechend, betonen die Retail-Spezialisten, müsse dieser Wert als positiv erachtet werden. Denn im Corona-Jahr 2021 fehle es Berlin nach wie vor an Veranstaltungen, Kongressen und im Vergleich zur Vor-Corona Zeit auch an insbesondere internationalen Städtetouristen. Und noch immer bestimmten die AHA-Regeln (Maske, Abstand, etc.) das Einkaufsgeschehen in der Bundeshauptstadt. Aus diesem Blickwinkel seien die ermittelten Zahlen als ermutigend zu bewerten. Denn sie verdeutlichten, dass es viele Menschen gäbe, die auch unter erschwerten Bedingungen auf einen Einkauf in der City nicht verzichten wollten. Ebenfalls sei davon auszugehen, dass sich in diesen Zeiten der Durchschnittsbon der Konsumenten erhöht habe und sich somit der Umsatz in vielen Geschäften mittlerweile in etwa auf Vorkrisenniveau oder darüber bewegen dürfte.
Interessant stellen sich dabei die Einzelergebnisse der beliebtesten Einkaufsstraßen dar. Sowohl bei den Gesamtzahlen als auch bei den Höchstfrequenzen holt der Hackesche Markt weiter auf die führenden Standorte Kurfürstendamm/Tauentzienstraße und Alexanderplatz auf, welche in der City West bzw. City Ost jeweils das Maß aller Dinge darstellen. Dies kommt nicht zuletzt bei den durch die Comfort-Zählungen erfassten durchschnittlichen Gesamtfrequenzen (an allen Zählpunkten pro Toplage erfasste Frequenz pro Stunde) zum Ausdruck. Hier spielen Kurfürstendamm/Tauentzienstraße (zusammen gut 32.000 Passanten) wie auch der Alexanderplatz (rund 25.000 Passanten) in einer eigenen Liga, deutlich vor den anderen Top-Einkaufsstandorten. Und auch die stündlichen Spitzenfrequenzen 2021 (siehe nachfolgend im Einzelnen) untermauern den Führungsanspruch von Kudamm und Alex.
Kurfürstendamm und Tauentzienstraße
Kurfürstendamm und Tauentzienstraße präsentieren sich nach wie vor als der stärkste Standort in Berlin. Auffällig in der aktuellen Zählung ist, dass sich in Sachen Passantenfrequenz die Nord- und die Südseite am Tauentzien mittlerweile auf gleichem Niveau bewegen und dass die Frequenz rund um das KaDeWe spürbar nachgelassen hat. Die Top-Frequenz auf der Tauentzienstraße lag am stärksten Standort mit rund 8.500 Passanten pro Stunde rund 7 Prozent unterhalb der Zählung aus dem Jahr 2019. Der Luxusbereich am Kurfürstendamm hingegen verzeichnet – auf zugegeben niedrigem Niveau – neue Höchstwerte. Die höchsten Einzelwerte der Zählung ließen sich am Kurfürstendamm vor Hennes & Mauritz (Kudamm Südseite) und Saturn (Tauentzien Nordseite) feststellen. Die Gesamtfrequenz am Kurfürstendamm betrug mehr als 4.000 Passanten und stieg damit um 2 Prozent gegenüber der vorherigen Zählung.
Alexanderplatz
Der Alexanderplatz stabilisiert sich auf hohem Niveau mit einer stündlichen Top-Frequenz von ca. 8.000 Besuchern pro Stunde, wobei sich bedingt durch Baustellen diese Höchstfrequenzen in Richtung Alexanderhaus und Baufeld D4 verschoben haben. Damit wird an dieser Stelle sogar der langjährige Mittelwert um rund 10 Prozent übertroffen.
Hackescher Markt
Die Entwicklung der Einkaufslage am Hackeschen Markt zeigt schon seit einiger Zeit eine erfreuliche Tendenz. Sowohl bei den Gesamtzahlen als auch bei den Höchstfrequenzen holt der Hackesche Markt auch aktuell weiter auf die führenden Standorte Kurfürstendamm/Tauentzienstraße und Alexanderplatz auf. Die Gesamtfrequenz liegt in der besten Stunde bei etwa 7.500 Passanten und damit nur noch knapp hinter den Ergebnissen des Alexanderplatzes. Auch das langjährige Mittel von 6.500 wird deutlich übertroffen. Dies ist umso erstaunlicher, als dass zahlreiche Baustellen und Umbauten vorgenommen werden und davon auszugehen ist, dass dieser Standort überproportional von den internationalen Besuchern profitiert, die im Augenblick noch unterdurchschnittlich in der Stadt vertreten sind.
Wilmersdorfer Straße
Die Wilmersdorfer Straße als traditionelle Einkaufsmeile erweist sich ebenfalls als stabil. Die Top-Frequenz im Vergleich zum langjährigen Mittel steigt vor dem Eingang von Karstadt leicht von auf nahezu 5.000 Passanten pro Stunde. Sicherlich hat die Neupositionierung der Wilmersdorfer Arkaden zur Attraktivitätssteigerung der Lage beigetragen.
Schlossstraße
Entlang der Einkaufslage an der Schlossstraße hat sich die westliche Seite traditionell als die deutlich stärkere erwiesen. Und dies obwohl das Shopping-Center Boulevard ein eher trauriges Dasein fristet. Die Top-Frequenz sinkt im Vergleich zum langjährigen Mittel leicht auf knapp unter 5.000 Passanten pro Stunde. Hierbei könnte auch Primark eine Rolle spielen, der nach seiner Eröffnung 2012 als erster Berliner Standort zunächst deutlich mehr Publikum angezogen hatte.
Friedrichstraße
Die Friedrichstraße büßt aus Sicht des Einzelhandels weiter an Bedeutung ein. Auch die Umwandlung in eine provisorische Fußgängerzone/Radschnellstraße konnte dies nicht verhindern. Durch die Wiedereröffnung der U-Bahn Stadtmitte verliert auch der obere Bereich rund um den S-Bahnhof Friedrichstraße hinsichtlich der Passantenfrequenzen an Bedeutung. Die Höchstfrequenz pro Stunde liegt hier nur noch bei etwas über 3.000 Passanten gegenüber fast 5.000 Passanten im langjährigen Mittel. Das deutliche Minus von 36,5 Prozent gegenüber dem langfristigen Mittel unterstreicht die zunehmenden Probleme der Friedrichstraße als Einkaufslage.