Integration des CO2- und Wasser-Fußabdrucks in das „Made in Green“-Label
Zu Jahresbeginn hat Oeko-Tex die bestehenden Anforderungen sowie die geltenden Prüfkriterien und Grenzwerte für ihre Zertifizierungen und Services aktualisiert. Alle Neuregelungen treten nach einer Übergangsfrist am 1. April 2021 in Kraft.
„Ziel der Oeko-Tex Association ist es, Kunden und Partnern die bestmöglichen Dienstleistungen und Zertifizierungen zu bieten. Aus diesem Grund werden die Prüfkriterien der Oeko-Tex-Standards mindestens einmal jährlich auf Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse oder gesetzlicher Vorgaben aktualisiert. Ein besonderes Projekt im Jahr 2021 wird die Integration des CO2- und Wasser-Fußabdrucks in unser „Made in Green“-Label sein“, erklärt Generalsekretär Georg Dieners.
Nachfolgend finden sich die wichtigsten Änderungen und Neuerungen im Überblick.
Recyclingmaterialien im Standard 100 by Oeko-Tex
In Zeiten des Klimawandels und der Verknappung von Rohstoffen entwickelt sich eine steigende Nachfrage nach Mode und textilen Produkten, die aus bereits verwendeten Materialien hergestellt sind. Oeko-Tex hat einen Ansatz entwickelt, um im Rahmen des Standard 100 by Oeko Tex künftig Recyclingmaterialien zu integrieren. Dieser einheitliche Ansatz fordert eine Mindestmenge an Recyclingmaterial, verschiedene Testprogramme je nach Herkunft des Materials und die Definition der benötigten Hintergrundinformationen. Ein Hangtag informiert und klärt Verbraucher über Recycling im Sinne der Kreislaufwirtschaft auf.
Recycelte Materialien sind jedoch schwer zu zertifizieren. Sie haben durch ihre vorherige Verwendung besondere Anforderungen und unterscheiden sich im Zertifizierungsprozess signifikant von dem des üblichen Neumaterials. Daher sind spezielle Kriterien für die Zertifizierung dieser Materialien nach Standard 100 by Oeko Tex entwickelt worden und erhalten somit auch eine besondere Erwähnung im Zertifikatsumfang.
Leather Standard by Oeko-Tex – Chrom- und metallfrei gegerbtes Leder
Im Rahmen des Leather Standard by Oeko-Tex zertifizieren die Oeko-Tex-Partnerinstitute künftig auch chrom- und metallfrei gegerbtes Leder. Diese Naturprodukte werden auf Gerbmetalle mit unterschiedlichen Grenzwerten geprüft und erhalten eine besondere Erwähnung im Zertifikatsumfang.
Made in Green und STeP by Oeko-Tex
Zertifizierungen erweisen sich als immer gefragter – das nachhaltige Label für Textilien und Lederartikel Made in Green ist erneut das wachstumsstärkste Oeko-Tex Produkt. Die Anzahl gültiger Label stieg im Vergleich zum Vorjahr um 267 Prozent von 1093 auf nun 4010 an (Stand 31.12.2020).
Produktlabels wie Made in Green ermöglichen dem Verbraucher durch Transparenz und Rückverfolgbarkeit der Lieferkette, informierte Kaufentscheidungen zu treffen und somit die Nutzung klimafreundlicher und damit nachhaltiger Alternativen.
Zielsetzung von Oeko-Tex für 2021 ist die systemische Integration von CO2- und Wasser-Fußabdruck in das Made in Green-Label. Dies ermöglicht Konsumenten, sich bei jedem Textilprodukt direkt per Scan des Etiketts zu informieren und zu erfahren, welche Auswirkungen die Herstellung des jeweiligen Artikels auf unsere Ökosysteme hat. Um die Machbarkeit zu evaluieren und zu prüfen, wie CO2- und Wasser-Fußabdruck als integraler Bestandteil ins Oeko-Tex-Portfolio einfließen kann, hat Oeko-Tex gemeinsam mit Calida, einem global tätigen Anbieter von Tag- und Nachtwäsche, sowie Quantis, einem Beratungsunternehmen im Bereich Nachhaltigkeit und bekannt für seinen metrisch basierten Ansatz zur Nachhaltigkeit, Ende 2019 ein Pilotprojekt gestartet.
Virtual Audits
Oeko-Tex hat aufgrund von Reise- und Kontaktbeschränkungen durch Covid-19 virtuelle Begehungen von Betriebsstätten eingeführt. Dies betrifft sowohl Begutachtungen für Standard 100 und Leather Standard als auch virtuelle Vor-Ort-Besuche für STeP und Eco Passport-Zertifizierungen.
Neuerungen in den Grenzwertkatalogen
Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) sind Industriechemikalien, die hauptsächlich in Beschichtungen von Textilien wie Outdoor-Kleidung eingesetzt werden. Aufgrund einer aktuellen Risikobewertung der EU hat auch Oeko-Tex seine Grenzwerte für PFOA (Perfluoroctansäure) und Salze sowie PFOA-verwandte Substanzen geändert. Im Eco Passport by Oeko-Tex wurde Titandioxid (TiO2) zum CAS-Nummern-Screening für Partikel mit lungengängiger Größe hinzugefügt.
In diesem Zusammenhang wurde die STeP by Oeko-Tex MRSL ebenfalls um Titandioxid (TiO2) für Partikel in lungengängiger Größe erweitert. Oeko-Tex hat gemeinsam mit einem ZDHC-Expertenteam ein erstes ZDHC White Paper über Luftemissionen veröffentlicht. Im Zuge der Harmonisierung hat Oeko-TEX die Grenzwerte von Schwefeldioxid (SO2) für Luftemissionen fester und flüssiger Brennstoffe im Rahmen von STeP verschärft. Insgesamt führen die strengen Anforderungen für Rückstände in textilen Materialien auch zu einer geringeren Belastung von Umwelt, Arbeitnehmern und Verbrauchern.
Neu unter Beobachtung
Oeko-Tex nimmt auch 2021 diverse Substanzen aufgrund von neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen bzw. Konformität mit einschlägigen Vorgaben neu unter Beobachtung. Dies betrifft vor allem einige neue, als SVHC eingestufte Substanzen, die, nach der REACH-Verordnung zum Schutz der menschlichen Gesundheit und Umwelt, mit besonders gefährlichen Eigenschaften identifiziert worden sind. Dazu gehören Diisocyanate, die über Hautkontakt und Inhalation allergische Reaktionen auslösen können. Auch die chemischen Verbindungen Dibutyltin bis(acetylacetonate), 2-Methylimidazol sowie 1-Vinylimidazol werden künftig genau unter die Lupe genommen.
Interessierten steht ein kostenloses Webinar mit detaillierten Informationen zu allen Oeko-Tex-Neuregelungen am 14. Januar 2021 über die Webseite www.oeko-tex.com zur Verfügung.
Die Neuregelungen 2021 sind für alle Oeko-Tex-Produkte im Detail über die Website www.oeko-tex.com/news abrufbar.