Unternehmen will rechtliche Schritte gegen die staatlichen Schließungsregeln prüfen
Die Modehandelskette Sinn ‒ früher SinnLeffers ‒ hat beim Amtsgericht Hagen den Antrag auf ein Schutzschirmverfahren gestellt. Wie Firmenchef Friedrich Wilhelm Göbel dem Fachmedium Textilwirtschaft bestätigte, wurde das Insolvenzverfahren am Montag eröffnet.
Seit dem 18. März sind alle 25 Standorte des Unternehmens wegen des Corona bedingten Shutdown geschlossen. „Im März und April zusammengenommen haben wir 33 Millionen Euro zum Plan verloren“, erklärte Göbel. Bis zum Shutdown sei sein Unternehmen gesund gewesen. Nach seinen Worten ist der Hauptgrund für den Schritt in die zweite Unternehmensinsolvenz seit 2016, dass private Banken nicht in die Sicherung eines Teils der angestrebten staatlichen KfW-Kredite einsteigen wollten.
„Wir wollen grundsätzlich alle Häuser weiter betreiben und somit keine Arbeitsplätze abbauen“, kündigte der Firmenchef in der Textilwirtschaft an. Das Unternehmen beschäftigt 1.400 Mitarbeiter und erzielte im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 208 Millionen Euro. Er glaube, „dass wir in drei Monaten am Ziel sind und die Abstimmung über einen Insolvenzplan kurz nach Eröffnung der Insolvenz durchzuführen“, so Göbel.
Der Manager kritisierte die Politik hart für ihren Beschluss, zahlreiche Läden zu schließen. „Fakt ist, dass man wochenlang und bis heute kopflos und unstrukturiert Maßnahmen ergreift, von denen man überhaupt nicht weiß, ob sie sinnvoll sind.“ Selbstverständlich erfordere die Corona-Krise besondere Maßnahmen. „Aber für das Lahmlegen eines großen Teils einer ganzen Volkswirtschaft, wie wir sie jetzt sehen, braucht es meiner Meinung nach doch eine größere Bedrohung als Corona“, so Göbel. Sein Unternehmen lasse rechtliche Schritte gegen die staatlichen Schließungsregeln prüfen.
Grundsätzlich sieht er schwere Zeiten auch auf den Modehandel zukommen: „Die kommende Wirtschaftskrise mit vielen Millionen Arbeitslosen und Konsumverzicht wird uns alle hart treffen. Wie alle anderen Händler werden wir über eine lange Zeit mit Konsumzurückhaltung leben müssen“, so Göbel.