Untersuchung beim Hersteller von Dior-Taschen
Eine italienische Tochtergesellschaft des französischen Luxusgiganten LVMH, die Handtaschen der Marke Dior herstellt, wurde von einem Gericht für ein Jahr unter Zwangsverwaltung gestellt. Nach einer Untersuchung wurde der Firma Manufactures Dior SRL, die vollständig im Besitz von Christian Dior Italia SRL ist, vorgeworfen, Arbeiten an chinesische Firmen in Italien vergeben zu haben, die Arbeiter misshandelten. Das Unternehmen wird während dieses Zeitraums weiterarbeiten.
Dies ist die dritte derartige Entscheidung des Mailänder Gerichts für Präventivmaßnahmen in diesem Jahr. Bereits im April für ein Kommissar für die Leitung eines Unternehmens von Giorgio Armani ernannt, nachdem der Modekonzern beschuldigt wurde, seine Zulieferer „schuldhaft nicht ausreichend zu überwachen“. Die Armani Group hatte damals erklärt, sie habe stets versucht, „Missbräuche in der Lieferkette zu minimieren“.
Laut Staatsanwaltschaft seien die Regelverstöße kein Einzelfall bei Modeunternehmen mit Produktionskapazitäten in Italien, sondern sie erfolgten systematisch. „Es handelt sich nicht um etwas Sporadisches, das einzelne Produktionschargen betrifft, sondern um eine allgemeine und konsolidierte Herstellungsmethode“, heißt es in der Gerichtsentscheidung.
Die Untersuchung bei Dior konzentrierte sich auf vier kleine Lieferanten in der Umgebung von Mailand, die 32 Mitarbeiter beschäftigten. Davon waren zwei illegale Einwanderer, weitere sieben arbeiteten ohne die erforderlichen Dokumente. Die Unternehmen produzieren Taschen für Dior.
Die Mitarbeiter lebten und arbeiteten „unter Hygiene- und Gesundheitsbedingungen, die unter dem von einem ethischen Ansatz geforderten Minimum liegen“, heißt es im Untersuchungsbericht. In dem 34-seitigen Urteil erklärten die Richter, die Arbeiter seien gezwungen worden, am Arbeitsplatz zu schlafen, um „24 Stunden am Tag Arbeitskräfte zur Verfügung zu haben“. Daten, die den Stromverbrauch abbilden, zeigten „nahtlose Tag-Nacht-Produktionszyklen, auch während der Feiertage“. Darüber hinaus seien Sicherheitsvorrichtungen von den Maschinen entfernt worden, damit schneller gearbeitet werden konnte.
Dies habe es den Vertragspartnern ermöglicht, die Kosten zu senken und Dior für die Lieferung einer Handtasche nur 53 Euro in Rechnung zu stellen. Als Beispiel wurde ein Dior-Modell mit dem Code PO312YKY genannt, das das Modehaus damals für 2.600 Euro in den Geschäften verkaufte.
Die Dior-Abteilung habe keine „angemessenen Maßnahmen ergriffen, um die tatsächlichen Arbeitsbedingungen oder die technischen Fähigkeiten der Vertragsunternehmen zu überprüfen“ und habe im Laufe der Jahre keine regelmäßigen Audits ihrer Lieferanten durchgeführt, hieß es weiter.
Die Eigentümer der Vertrags- und Subunternehmen werden von der Mailänder Staatsanwaltschaft wegen Ausbeutung der Arbeitnehmer und Schwarzarbeit angeklagt, während gegen Dior selbst keine strafrechtlichen Ermittlungen anhängig sind.
Vertreter von LVMH gaben keinen Kommentar ab.