Sorgen bereiten Umsätze mit Handtaschen
Der stationäre Lederwarenhandel, der in den Jahren 2020 und 2021 stark unter den Folgen der Corona-Pandemie gelitten hatte, konnte seine Aufholjagd im ersten Halbjahr 2023 weiter fortsetzen. Nach Schätzungen des BTE liegen die Umsätze der Lederwarengeschäfte in den ersten sechs Monaten im Durchschnitt rund fünf Prozent über den Werten von 2022. Viele Unternehmen haben damit aktuell wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht und zum Teil sogar leicht übertroffen.
Besonders nachgefragt war der Bereich Reisegepäck, der von der Reiselust profitierte. Weitgehend stabil verlief das Geschäft mit Schul- und Freizeitartikeln sowie Kleinlederwaren. Sorgen bereiten dagegen oft die Umsätze mit Handtaschen, wo viele Kundinnen zuletzt auf Käufe verzichteten. Eine Ausnahme bildet der Luxusmarkt, der sich trotz Preissteigerungen einer stabilen oder sogar steigenden Nachfrage erfreut.
Seit Aufhebung aller Corona-Beschränkungen im Frühjahr 2022 hat der stationäre Lederwarenfachhandel damit wieder Marktanteile zurückerobert und dürfte nach BTE-Schätzungen aktuell wieder der wichtigste Vertriebsweg für Handtaschen, Koffer und Kleinlederwaren sein. Dagegen ist der Onlinehandel, der 2020/2021 zumindest zeitweise über die Hälfte der Umsätze auf sich vereinigen konnte, wieder auf den zweiten Platz abgerutscht. Weitere wichtige Vertriebswege für Lederwaren sind Modegeschäfte, Warenhäuser sowie – im preisaggressiven Bereich – Verbrauchermärkte und Lebensmitteldiscounter.
Dennoch ist der Lederwarenfachhandel aktuell keinesfalls sorgenfrei. Denn den im Vergleich zu 2019 fast unveränderten Umsätzen stehen zum Teil hohe Kostensteigerungen gegenüber – zum Beispiel bei Energie, Mieten und Personal. Probleme bereiten zudem die ausufernde Bürokratie, der Fachkräftemangel und zum Teil die sinkende Attraktivität des eigenen Standortes und die nicht geregelte Unternehmensnachfolge. Als Folge sinkt die Zahl der Unternehmen im Lederwarenhandel seit Jahren kontinuierlich und lag gemäß der letzten Umsatzsteuerstatistik von 2021 bei insgesamt nur noch 964 mit einem Netto-Umsatz von knapp 1,1 Milliarden Euro. Zum Vergleich: 2019 gab es noch 1.201 Unternehmen.
Nach BTE-Schätzungen lag das Marktvolumen für Lederwaren im Jahr 2022 bei rund 2,5 Milliarden Euro. Diese Zahl umfasst alle Vertriebswege.