Kein Nachfolger: Künzli stellt den Betrieb ein

Der Helvetia Klassik von Künzli
Der Helvetia Klassik von Künzli

Kybun Joya signalisiert Interesse am Markennamen

Der Schweizer Sneaker- und Gesundheitsschuhhersteller Künzli wird Ende des Jahres seine Geschäftstätigkeit einstellen. Obwohl die Firma gesund sei und wachse, habe man keine Nachfolgelösung finden können, teilte das Unternehmen mit.

Die medizinischen „Künzlischuhe“ zur Therapie von Knöchel- und Bänderverletzungen verschwinden damit ebenso wie die Sneakers mit den fünf Künzli-Streifen. „Ich habe meine Rolle immer als Hüterin der Marke Künzli verstanden. Es war nicht leicht, Künzli auf die Zukunft einzustellen und fit zu machen. Dies ist uns in den letzten Jahren gelungen. Jetzt dennoch schließen zu müssen, ist mehr als bitter“, wird Inhaberin Barbara Artmann (63) in der Mitteilung zitiert.

Barbara Artmann
Barbara Artmann

Künzli betreibt ein eigenes Werk in Albanien, in dem die Schuhe hergestellt werden. Das Unternehmen sei bestrebt, den Betrieb geordnet herunterzufahren, heißt es weiter. „Kernprodukte“ der Linie Künzli Ortho könnten bis ins vierte Quartal bezogen werden, Überhänge, Restposten und Sneaker sollen voraussichtlich bis ins erste Quartal 2025 erhältlich sein. Geschichtsträchtige Besonderheiten und Erinnerungsstücke wie historische Sportschuhe oder Bilder werden zu einem späteren Zeitpunkt versteigert.

Den elf Mitarbeitern am Hauptsitz in Windisch wird gekündigt. Für die Fabrik in Albanien wird nach einer Lösung gesucht.

Der Roggwiller Schuhhersteller Kybun Joya, der sich ebenfalls auf gesundheitsfördernde Schuhe spezialisiert hat, war noch im Juli 2024 im Gespräch mit Künzli. Zwar entschied man sich gegen eine Übernahme der Firma, jedoch zeigte das Unternehmen Interesse, den Markennamen zu erwerben: „Wir haben uns damals entschieden, aufgrund fehlender Kapazitäten nicht in die Firma zu investieren, allerdings signalisiert, dass wir – sollte Künzli in die schwierige Lage eines Verkaufs oder Konkurses geraten – bereit wären, den Markennamen für einen attraktiven Betrag zu übernehmen“, sagen die Geschäftsführer Karl Müller und Claudio Minder.

Die Künzli SwissSchuh AG hat eine lange Tradition. Im Jahr 1927 gründete Werner Künzli ein Unternehmen. 1955 übernahm sein Sohn Kurt Künzli das Geschäft und entwickelte Künzli zum Inbegriff von Schweizer Sportschuhen. Zu seinen zentralen Erfindungen gehört auch die 5er-Patentschnürung in den 50er-Jahren, die nicht nur dem Fuß besonderen Halt gibt, sondern sich auch schnell mit ihren prägnanten fünf Streifen zum Markenzeichen der Künzli Schuhe entwickelte.

In den 70er-Jahren entstand der Stabilschuh mit den seitlichen Stabilisatoren, fortgeführt als Künzli Ortho sind diese heute eine führende Therapie für Köchel- und Bänderverletzungen. Ab 2005 entstand die Künzli-Sneakerlinie mit den bekannten fünf Künzli-Steifen. 2012 verlor Künzli sein ureigenes Markenzeichen in einem Rechtstreit mit dem aus Künzli entstandenen US-Konzern K-Swiss, erhielt dieses aber 2020 wieder zurück.

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