Österreichisches Unternehmen strebt die Fortführung an
Die österreichische Kinderschuhhersteller Ferdinand Richter GmbH & Co. KG hat heute beim Landgericht Graz Insolvenz beantragt. Das Gericht hat ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung über das Unternehmen mit Sitz in Pasching und Geschäftsführung in Graz eröffnet. Das Unternehmen ist laut der Kreditschützer AKV, Creditreform und KSV mit sieben Millionen Euro überschuldet. Betroffen sind 20 Beschäftigte, vier davon sind in Deutschland beschäftigt. Das seit 1893 bestehende Unternehmen strebt die Fortführung an. „Ich gehe davon aus, dass wir die Sanierung schaffen“, sagte Geschäftsführer Josef Renner gegenüber SHOEZ.
Zum Insolvenzverwalter wurde der Grazer Rechtsanwalt Arno Roman Lerchbaumer bestellt. Den 114 Gläubigern wird eine Quote von 20 Prozent binnen zwei Jahren nach Annahme des Sanierungsplanes angeboten. Die Mittel dazu sollen aus dem operativen Betrieb, der Verwertung des Warenlagers sowie erforderlichenfalls von dritter Seite finanziert werden.
Eine Ursache der Pleite sind laut Unternehmen die Folgen der Covid-Pandemie. Wegen der langen Lockdowns und der damit einhergehenden Reduzierung des Geschäftsvolumens sei ein unerwarteter Finanzierungsbedarf notwendig geworden. Dieser sei mittels Überbrückungsfinanzierungen, der Unterstützung der Gesellschafter sowie staatlicher Förderungen zunächst gedeckt worden.
Der Grund für die aktuelle Insolvenz ist jedoch ein anderer: Die bis September 2023 befristete Betriebsmittellinie sollte erneuert werden. Laut Insolvenzantrag hätten die entsprechenden Kreditverhandlungen kurz vor dem Abschluss gestanden. Kurz zuvor sei das Unternehmen jedoch durch das Finanzamt informiert worden, dass im Zuge einer nachträglichen Überprüfung der gestellten Anträge auf Verlustersatz Unklarheiten hinsichtlich der tatsächlichen Förderfähigkeit ergeben hätten
Das Unternehmen sah sich daraufhin mit einem potentiellen Rückforderungsanspruch von rund 1,9 Millionen Euro konfrontiert. Die neu verhandelte Betriebsmittellinie wäre hierfür nicht ausreichend gewesen, sodass aufgrund der sich hieraus ergebenden Unsicherheiten der Kreditvertrag nicht abgeschlossen wurde.
Die Ferdinand Richter GmbH hat ihren Sitz in Pasching, die Geschäftsführung ist jedoch in Graz angesiedelt. In Pasching befindet sich nur noch ein Teil der internenVerwaltung, die strategische und kaufmännische Führung erfolgt in Graz. Seit 2019 führen Dr. Thomas Ridder und Josef Renner die Geschäfte. Produziert wird in Europa sowie in Asien, die Kernabsatzmärkte sind derzeit Deutschland, Österreich, Schweiz und Ungarn. Richter hat mit der Jela Schuhe GmbH in München und der Richter Slovakia s.r.o. 100-prozentige Tochtergesellschaften.