Geringere Frequenz lähmt Verlauf der Lederwarenmesse
Die 152. Ausgabe der Internationalen Lederwarenmesse ILM hat vom 29. Februar bis 2. März 2020 planmäßig in Offenbach stattgefunden. Rund 300 deutsche und internationale Aussteller aus den Bereichen Taschen, Accessoires, Schulranzen, Schirme und Reisegepäck zeigten ihre neuen Kollektionen für die Saison Herbst/Winter 2020/21.
Der Verlauf der Offenbacher Lederwarenmesse ILM spiegelte die aktuelle, weltweit schwierige Situation in Zeiten der Coronavirus-Epidemie wider: Die Angst vor einer Infektion hatte bereits im Vorfeld der ILM für rund 20 kurzfristige Absagen von Ausstellern gesorgt. Aber auch die Besucherfrequenz blieb erwartungsgemäß hinter den gewohnten Zahlen zurück. „Wir sind sehr froh, dass die Messe überhaupt stattfinden konnte“, sagt Arnd Hinrich Kappe, Geschäftsführer der Messe Offenbach. „Natürlich hatten wir weniger Besucher. Aber die Aussteller berichten von guten Geschäften mit allen, die nach Offenbach gekommen sind.“ Nach drei Tagen Messe schätzt Kappe den Rückgang bei den Besuchern auf 41 Prozent ein. Vor allem die Einkäufer der großen Konzerne, aber auch kleinere Händler waren der Messe dieses Mal ferngeblieben.
Die Gesundheit der Aussteller und Besucher hat für die ILM oberste Priorität. „Die Entscheidung, die Messe stattfinden zu lassen, wurde auf objektiver Ebene und in enger Abstimmung mit den städtischen Gesundheitsbehörden getroffen“, bekräftigt Kappe den Entschluss. Hohe Sicherheitsauflagen, darunter Einlassbeschränkungen für Aussteller und Besucher aus gefährdeten Gebieten, sorgten neben zusätzlichen Reinigungsmaßnahmen für mehr Sicherheit in den Hallen. Vorsorglich wurden die Reinigungsmaßnahmen für stark frequentierte Bereiche wie Eingänge, Türgriffe, etc. gegenüber dem schon hohen Standard erhöht. Weiterhin wurden zusätzliche Desinfektionsmittelspender auf dem Gelände positioniert.
Auch das Gros der Aussteller hält die Entscheidung, die ILM durchzuführen, für richtig. Christiane Brunk von Braun Büffel sagt: „Für uns war es wichtig hier zu sein und unsere Kunden zu treffen. Am ersten Messetag hatten wir sogar richtig gut zu tun.“ „Wir sind positiv überrascht und hatten an allen Tagen sehr viele Besucher an unserem Stand“, resümiert Jasmin Mix vom Kofferspezialisten Titan. Produktneuheiten, die Richtung Nachhaltigkeit abzielen, hatten schon im Vorfeld der Messe für Neugier gesorgt. Georg Picard vom gleichnamigen Unternehmen bestätigt unter den gegebenen Umständen die positive Grundtendenz: „Die Messe verschieben? Das hätte keinem etwas gebracht. Die Stimmung ist gut. Die Händler, die nach Offenbach gekommen sind, waren total entspannt.“ Größere Sorgen bereitet dem Aussteller allerdings die Situation im Handel. Die bisherigen Konsumeinschränkungen durch den „Greta-Effekt“ würden jetzt außerdem durch die Sorge vor einer Corona-Virus Infektion befeuert. „Viele Händler befürchten, dass nun noch weniger Kunden in die Städte kommen“, sagt Picard.
Kommunikation & Inspiration
Die Erhöhung der Kundenfrequenz und neue Wege bei der Kundenansprache gehörten auf der ILM zu den Top-Themen des deutlich erweiterten Rahmenprogramms. Inspirierende Vorträge und spannende Diskussionsrunden boten dem Handel viele Anregungen, um das Geschäft mit Taschen und Accessoires zu beleben. Inspiration auch auf der Fläche: Attraktive Produkt-Präsentationen, neue Merchandising-Ideen und konkrete Vorschläge für spannende Kunden-Events wurden von den Einkäufern gesucht und gefunden. „Wir dürfen Messen nicht wie einst üblich als reine Produktschau betrachten, sondern müssen uns wandeln und Nutzer zentriert denken und handeln. Auch die Messe muss vom Ausstellungsort zum Erlebnisort werden“, ist Arnd Hinrich Kappe überzeugt. Für einen regen Austausch unter Ausstellern und Besuchern sorgten darüber hinaus die After Work Partys zum Ausklang der Messetage.
Spannende Impulse auch im Concept Square: In diesem modern und kommunikativ gestalteten Bereich finden neue Marken und interessante Start-Ups ihren Platz. Besonders gelobt wurde der „Communication Desk“, eine Art Theke und Service-Point, der Besuchern und Ausstellern beste Voraussetzungen zum Arbeiten und/oder Anschauen digitaler Produktpräsentationen bietet.
Bei den Runway Shows der ILM standen die Neuheiten der Taschen- und Reisegepäck-Kollektionen im Fokus. Die stilvoll von Bettina von Bassewitz, showzone, inszenierten Schauen, unterteilt in die Bereiche „Bag World“ und „Travel World“, boten dem Handel viele nützliche Inspirationen für die Order der Saison Herbst/Winter 2020/21. Bei der Wahl der Produkte spielt neben der ansprechenden Optik der Mehr-Wert eine wichtige Rolle. Leichtigkeit, Funktion und Farbe sind die zentralen Themen beim Reisegepäck. Modische Vielfalt bei den neuen Taschen: Neben Nano-Taschen und Boxy-Formaten in mittlerer Größe gewinnen XL-Taschen in „slouchy“ Formen an Bedeutung. „Karamell ist bei den Farben die Nummer Eins, aber auch dunklere Brauntöne sind im Kommen“, sagt Stefan Bruder von Abro. „Insgesamt kaufen die Kunden weniger Basics und deutlich modischer. Bei uns laufen alle Rottöne hervorragend, aber auch Creme und Altrosa“, stellt Dave de Boer fest, der u.a. mit den Marken Coccinelle, Guess, Valentino etc. auf der ILM vertreten war. Auffallend starke Zuwächse verzeichnet das Unternehmen seit geraumer Zeit im Segment Männer-Taschen.
Auch das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt die Branche. Recycelte Materialien, z.B. Nylon aus PET-Flaschen, aber auch neuartige PU-Materialien auf Wasserbasis, werden vom Handel verstärkt nachgefragt. Auch die Messe selbst widmet sich intensiv dem umfassenden Thema Nachhaltigkeit. Arnd Hinrich Kappe sagt: „Wir lassen uns von einer Unternehmensberatung analysieren, die uns den grünen Fingerabdruck der Messe brutal vor Augen hält. Und das machen wir ganz bewusst Wir arbeiten gezielt daran, glaubhaft nachhaltiger zu sein. Wir wollen jeden Tag noch besser werden!“
Fazit: Trotz aller widrigen Umstände bleibt die ILM auch bei ihrer 152. Ausgabe ein verlässlicher Termin im Kalender der Lederwaren-, Reisegepäck- und Modebranche. Die nächste Ausgabe der ILM, findet vom 5. bis 7. September 2020 in Offenbach statt. Präsentiert werden dann die Kollektionen für Frühjahr/Sommer 2021.