Leserbrief von Hanno Reutterer
In Österreich durften Geschäfte unter 400 Quadratmetern seit 14.April wieder aufsperren. Kinderfüße haben während der Zeit des Shutdowns nicht aufgehört zu wachsen, sodass in diesen ersten Tagen nach Ostern viele Kinderschuhe nachgefragt und auch zahlreich ohne zu Zögern gekauft wurden. Der Umsatzverlust von den vergangenen Wochen scheint in diesem Segment aufgrund des Nachholbedarfs aufzuholen zu sein. Und das waren auch schon die guten Nachrichten einer vergangenen Woche der schrittweisen „Wiederauferstehung“ des Schuhhandels!
Sneakers in den einst so vielversprechenden frischen, modischen Farben interessiert derweilen so gut wie niemanden. Bequemschuhe sind tabu, da verständlicherweise Senioren derzeit nur das Notwendigste besorgen und zum Arbeiten in der Gastronomie und im Hotelgewerbe werden solche Schuhe auch nicht gebraucht, weil es dort schlichtweg keine Arbeit gibt! Das mag sich vielleicht in den nächsten Wochen ein wenig bessern, wenn durch die weitere Öffnung der Wirtschaft mehr Leben in die Straßen gehaucht wird. Wir wünschen uns alle sehnsüchtig die „alte“ Normalität herbei; ein freizügiges Shoppen, verbunden mit einem Einkaufserlebnis ohne die lästigen, unangenehmen Schutzmasken zu tragen. DIESE Normalität wird es bis auf weiteres nicht mehr geben, denn wir wissen doch alle, dass der Virus gekommen ist um zu bleiben, solange es keinen Impfstoff gegen diesen Bastard gibt.
Eine massive Rezession und Konsumflaute ist unausweichlich! Es verbleibt die Ernüchterung, dass wir alle bis auf weiteres viel weniger Schuhe verkaufen werden, als wir es früher gewohnt waren und das kann noch viele Monate dauern. Hinzu kommt der enorme finanzielle Schaden, den wir bereits während des Shutdowns schon erlitten haben, über welchen wir uns nur durch die Aufnahme von Krediten retten können. Die in Aussicht gestellten staatlichen Förderungen und Zuschüsse werden nur einen Bruchteil des entstandenen Schadens abdecken. Die zukünftig zu erwartenden Umsatzverluste wird uns wohl niemand ersetzen können. Im stationären Handel werden uns jedoch die Fixkosten und zwar in gewohnter Höhe erhalten bleiben! Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Mieten plötzlich spürbar günstiger werden oder dass die gestundeten Steuern und Lohnabgaben erlassen werden. „Teure“ Mitarbeiter gegen günstigere auszutauschen, wäre kontraproduktiv und würde die allgemeine Konsumflaute nur noch verstärken.
Wie sollen wir diese vorprogrammierten Verluste auf Dauer wieder verdienen? Sollen wir auf ein Konjunkturprogramm der Regierung warten?
Ich bin der Meinung, dass sich die Branche nur selbst retten kann und zwar hier und jetzt, bevor alle meinen, wir könnten zur Tagesordnung übergehen. Deshalb lautet meine Forderung an alle Lieferanten: Erhöhung der UVPs, um dem Handel je nach Preislage eine Grundspanne zwischen mindestens 2,7 und 3 bieten zu können.
Nur wenn der Handel zukünftig die Chance bekommt, nachhaltig bessere Margen zu verdienen, wird er auch in der Lage sein, seinen Industriepartnern nachhaltig Aufträge zu erteilen. Dies kann nur dann gelingen, wenn es in einem ersten Schritt, zwischen den größten bzw. bedeutendsten Lieferanten zu einem Schulterschluss kommt. Viele weitere werden daraufhin diesem Weg folgen, um für den Handel attraktiv zu sein. Und wer glaubt, dass sich die Branche in diesen schwierigen Zeiten keine Preissteigerungen für den Endverbraucher leisten kann, der irrt, denn damit befinden wir uns bald in bester Gesellschaft für den gesamten Konsum. Oder glaubt jemand wirklich noch, dass wir bald wieder um Euro 50 zum Shoppen nach London oder für einen Wochenend-Trip nach Mallorca fliegen können?
Hanno Reutterer, Reutterer GmbH, Bludenz/Österreich