Zweites Verfahren nach 2022
Der Hamburger Schuhfilialist Görtz Retail GmbH ist erneut Insolvent. Hintergrund sind offenbar Fremdanträge von mehreren Gläubigern. Das Amtsgericht Hamburg hat am 20. Januar das vorläufige Insolvenzverfahren angeordnet und Rechtsanwalt Dr. Gideon Böhm von der Kanzlei Münzel & Böhm aus Hamburg zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Er soll nun prüfen, ob ein Eröffnungsgrund vorliegt und gegebenenfalls, welche Aussichten für eine Fortführung des Unternehmens bestehen.
Im September 2022 hatte Görtz ein Schutzschirmverfahren für die Dachgesellschaft Ludwig Görtz GmbH sowie Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung für die operativen Töchter Görtz Retail GmbH und Görtz Logistik GmbH beantragt. Damals betrieb das renommierte Unternehmen noch 160 Filialen. Nach langer Investorensuche übernahm schließlich der Unternehmer Bolko Kissling über seine IT-Firma CK Technology Solutions GmbH mit Sitz in Wien Mitte 2023 den angeschlagenen Schuhhändler mit rund 50 Filialen.
„Nach vollumfänglichen Sanierungsmaßnahmen ist es an der Zeit, wieder an einer erfolgreichen Zukunft für das traditionsreiche Unternehmen zu arbeiten“, kommentierte Kissling damals. Seither hatte Kissling zahlreiche neue Konzepte angekündigt, aber nur wenig davon umgesetzt. Zuletzt waren mehrere Räumungsklagen von Vermietern gegen Görtz wegen Mietschulden erfolgreich.
„Wir befinden uns in sehr kooperativen Gesprächen mit der Geschäftsleitung“, erklärte Insolvenzverwalter Böhm. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden wir kurzfristig in einer Betriebsversammlung informieren. Zur Sicherstellung der Gehälter habe ich eine Insolvenzgeldvorfinanzierung angeregt. Jetzt werde ich mir einen ersten Überblick über die Lage des Unternehmens verschaffen.“