Gerry Weber: Alle Läden schließen

Gerry-Weber-Zentrale in Halle
Gerry-Weber-Zentrale in Halle

Marke lebt weiter unter spanischer Führung

Nach Jahrzehnten der Präsenz im Modeeinzelhandel ist das Aus nun besiegelt: Der traditionsreiche Damenmodeanbieter Gerry Weber wird abgewickelt. Die Marke überlebt – jedoch nicht das Unternehmen.

Nach mehr als 50 Jahren am Markt schließt Gerry Weber alle verbliebenen eigenen Läden in Deutschland und Europa. Rund 40 Filialen sowie weitere Outlets im Ausland stehen vor dem Ausverkauf. Damit endet die Geschichte eines Unternehmens, das in Halle (Westfalen) einst als Hatex KG gegründet wurde und sich zu einem der bekanntesten Damenmodelabels im deutschsprachigen Raum entwickelte.

Die Schließung ist Folge des im März 2025 eröffneten dritten Insolvenzverfahrens innerhalb weniger Jahre. Die Versuche, das Unternehmen zu sanieren und durch Restrukturierung wettbewerbsfähig zu halten, blieben letztlich erfolglos.

Spanischer Käufer übernimmt Markenrechte

Trotz des unternehmerischen Endes bleibt der Name „Gerry Weber“ im Markt bestehen: Die spanische Victrix-Gruppe, Mutter der Marke Punt Roma, übernimmt die Markenrechte im Rahmen eines sogenannten Asset Deals. Der Gläubigerausschuss und der vorläufige Sachwalter Lucas Flöther haben dem Konzept zugestimmt.

Die neue Eigentümerin plant einen Neustart der Marke über ihre eigenen Strukturen. Produktion, Beschaffung und Distribution werden künftig über die Systeme der Victrix-Gruppe laufen. Auch die Gestaltung kommender Kollektionen übernimmt der neue Eigentümer. Ein Vertrieb über Multibrand-Händler in Europa – insbesondere in Mittel- und Osteuropa – ist geplant.

Abwicklung und Personalabbau

Am Stammsitz in Halle wurde die Belegschaft weitgehend freigestellt. Kündigungen wurden offiziell nicht ausgesprochen, jedoch die Empfehlung gegeben, sich arbeitslos zu melden. Nur Mitarbeiter, die mit dem Abwicklungsprozess befasst sind, verbleiben noch im Unternehmen. Über den endgültigen Ablauf informiert die Geschäftsführung derzeit nicht öffentlich.

Laut lokaler Medienberichterstattung soll das Insolvenzverfahren am 2. Juni eröffnet werden. Die Filialen bleiben voraussichtlich bis Ende August geöffnet, um einen geordneten Abverkauf der Warenbestände zu ermöglichen.

Rückblick: Jahre der Krise

Gerry Weber galt über Jahrzehnte als Erfolgsgeschichte im Segment der klassischen Damenmode. Doch seit 2019 reiht sich ein Sanierungsversuch an den nächsten. Der erste Insolvenzantrag vor sechs Jahren folgte auf eine zu ambitionierte Expansion, inklusive der Übernahme von Hallhuber. Bereits damals wurde ein Großteil der Filialen geschlossen, hunderte Stellen fielen weg.

Auch das im Frühjahr 2023 eingeleitete vorinsolvenzliche Sanierungsverfahren nach StaRUG brachte keine Wende. Als das wichtige Weihnachtsgeschäft 2024 enttäuschte und ein Vertriebspartner in Zahlungsschwierigkeiten geriet, war ein erneuter Insolvenzantrag unausweichlich.

Restrukturierungsexperte Christian Gerloff übernahm im März 2025 die Geschäftsführung. „Trotz erheblichen Zeitdrucks konnten wir den Investorenprozess zügig und erfolgreich abschließen“, erklärte er im Zuge des Verkaufs. Die Victrix-Gruppe sei ein erfahrener strategischer Investor mit Expertise im selben Marktsegment.

Ein neuer Anlauf unter anderer Flagge

Für Victrix ist die Übernahme eine strategische Ergänzung. „Gerry Weber passt perfekt zu unserer Kernmarke Punt Roma“, so das Management. Man wolle die Position im gehobenen Mittelpreissegment ausbauen und das Markenprofil insbesondere in Mittel- und Osteuropa nutzen, wo Gerry Weber weiterhin eine hohe Bekanntheit genießt.

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