Olivier van den Bossche geht nach nicht einmal zwei Jahren an der Spitze
Die Unruhe beim Traditionswarenhaus Galeria Karstadt Kaufhof nimmt kein Ende. Nur wenige Monate nach dem Abschluss der dritten Insolvenz innerhalb von vier Jahren hat das Unternehmen seinen bisherigen CEO Olivier van den Bossche mit sofortiger Wirkung freigestellt. Künftig übernimmt eine Doppelspitze aus Finanzchef Christian Sailer und dem bisherigen Vertriebschef Tilo Hellenbock die Leitung.
Die Trennung kommt überraschend – offiziell dankt Galeria dem Belgier für seinen Einsatz während der Restrukturierung und attestiert ihm eine „entscheidende Rolle“ für die jüngste Entwicklung. Doch intern ist zu hören, dass van den Bossche nicht ganz freiwillig ging. Seine Pläne zur verstärkten Zusammenarbeit mit externen Partnern wie Discountern oder Payback sollen bei den Eigentümern auf Widerstand gestoßen sein, ebenso wie personelle Entscheidungen der letzten Monate.
Die neue Führungsstruktur, so betont Galeria in einer Mitteilung, solle „den Fokus auf das weitere Vorantreiben des Turnarounds“ legen und das Unternehmen effizienter aufstellen. „Galeria steht trotz wirtschaftlich schwieriger Rahmenbedingungen auf einem starken finanziellen Fundament“, heißt es weiter. Seit Jahresbeginn sei das operative Ergebnis um über 100 Millionen Euro besser als im Vorjahr – konkrete Geschäftszahlen nannte der Konzern jedoch nicht.
Van den Bossche hatte Galeria erst im Juni 2023 übernommen, nachdem er zuvor als Vertriebschef im Unternehmen tätig war. Seine Karriere führte ihn unter anderem über die belgische Kaufhof-Tochter Inno, Rituals sowie als CEO von Galeria Kaufhof und HBC Europe. Er galt als nahbarer Manager mit großem Gespür für den Handel, war gerne auf der Fläche präsent und hatte ambitionierte Pläne für die Neupositionierung der Warenhauskette.
Mit dem Rückzug des erfahrenen Handelsmanagers verliert Galeria nun die letzte Führungspersönlichkeit mit tiefgehender Warenhaus-Expertise. Die Eigentümer – der US-Investor NRDC und die Beteiligungsfirma von Unternehmer Bernd Beetz – setzen stattdessen auf eine neue operative Ausrichtung. Beetz selbst hatte zuletzt die Umsatzprognose von 2,5 Milliarden Euro zurückgezogen und von einer „mittelfristigen Vision“ gesprochen. Die Unsicherheit bei Lieferanten und Partnern wächst – auch angesichts der jüngsten Insolvenz der kanadischen HBC, die ebenfalls Richard Baker gehört.