Investor Bernd Beetz sorgt sich um fairen Wettbewerb
Von außen betrachtet schien der Neustart gelungen: Nach der dritten Insolvenz in nur vier Jahren war Galeria Anfang 2024 mit Rückenwind ins neue Geschäftsjahr gestartet. Eigentümer Bernd Beetz sprach von einem profitablen Turnaround – alle 83 Filialen schrieben schwarze Zahlen. Doch wenige Monate später dämpft der langjährige Markenstratege und heutige Warenhausinvestor die Erwartungen deutlich.
„Im Moment liegen wir ein wenig hinter unseren eigenen Erwartungen“, sagte Beetz dem Nachrichtenmagazin Focus – und das, obwohl er noch im Januar einen Jahresumsatz von 2,5 Milliarden Euro in Aussicht gestellt hatte. Diese Zahl sei nun eher als mittelfristige Vision zu verstehen, erreichbar „so in zwei, drei Jahren“.
Unsicherheit nach Anschlägen: „Die Auswirkungen sind wirklich brutal“
Ein zentraler Grund für die verhaltene Entwicklung sei laut Beetz die zunehmende Unsicherheit in deutschen Innenstädten. „Nehmen Sie die schlimmen Anschläge von Berlin bis Mannheim. Die Auswirkungen sind wirklich brutal“, so Beetz. Besonders betroffen sei das Mannheimer Haus, dessen Frequenzspitzen bis heute nicht an frühere Zeiten heranreichen.
„Wir registrieren in einigen Städten bei vielen eine wachsende Scheu, nach Einbruch der Dunkelheit überhaupt noch in der Innenstadt unterwegs zu sein – gerade bei Frauen“, erklärt Beetz. Diese Zurückhaltung spiegle sich „eins zu eins in unseren Statistiken“ wider. Die „fast schon depressive Konsumstimmung“ in Deutschland mache die Lage nicht einfacher.
Neben sicherheitspolitischen Herausforderungen sorgt sich Beetz auch um den fairen Wettbewerb. Besonders die massiven Importe aus China bereiten ihm Kopfzerbrechen: „Jeden Tag schießt China mindestens eine halbe Million Pakete in den deutschen Markt – direkt von der Fabrik an die Haustür, ohne Zoll, ohne Prüfung.“ Der stationäre Handel hingegen leide unter Auflagen, die ihn in einem „Würgegriff hiesiger Bürokratie“ hielten. Für Beetz ein strukturelles Ungleichgewicht mit wachsender Sprengkraft.
Umbau mit Augenmaß: Galeria sucht neue Partnerschaften
Trotz der aktuellen Rückschläge bleibt Beetz zuversichtlich. Ziel für das Jahr 2025 sei es, „übers ganze Jahr gesehen mit allen Häusern in den schwarzen Zahlen“ zu bleiben. Helfen soll dabei der sukzessive Umbau der Filialen. Bereits jetzt setzt Galeria auf eine modulare Flächennutzung: In mehreren Häusern ist der Discounter Lidl als Untermieter präsent, weitere Konzepte sind in Planung.
Auch logistisch wird neu gedacht: Die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Joint-Venture-Partner Fiege wird ausgebaut – das Logistikunternehmen übernimmt künftig die vollständige Distribution. Rund 200 Millionen Besucher pro Jahr zählt Galeria bundesweit – eine Zahl, die verdeutlicht, welches Potenzial noch immer im Format „Warenhaus“ schlummert.