Fragen an Karim Choukair von Melvin & Hamilton

Für den Handel muss eine Lösung bei den Mieten gefunden werden

Wie gehen sie mit der derzeitigen Corona-Krise um? Welche Entwicklungen erwarten sie?

Die Corona-Krise ist für alle eine besondere Herausforderung. Es geht um unglaublich viele Existenzen und jeder muss sich zunächst selbst retten. Für jedes Unternehmen ist jetzt die Liquidität entscheidend. Die Wiedereröffnung der kleineren Geschäfte ist der erste Schritt dazu, endlich wieder Umsätze zu generieren. Die Situation bleibt jedoch höchst angespannt, denn die Einnahmen werden nur einen Bruchteil von denen vor Corona sein. Es muss für den Handel eine adäquate Lösung bei den Mieten, dem größten Kostenblock, gefunden werden. Es kann nicht sein, dass ausschließlich die Mieter die ganze Corona-Krise stemmen müssen. Dass der Gesetzgeber hier nicht eingreift, ist schlichtweg feige und leider nicht sachdienlich, zumal die juristische Frage, ob der Vermieter die Miete überhaupt zahlen muss, gar nicht geklärt ist. Unsere Pflicht ist es, unsere Kunden bei der Bewältigung der Krise zu unterstützen. Wir gewähren allen unseren Kunden Valuten, wünschen uns im Gegenzug eine offene und ehrliche Kommunikation. Nur gemeinsam werden wir schlussendlich diese Krise meistern.

Was halten Sie von Vorschlägen, den Saisonrhythmus nach hinten zu verschieben? Wenn ja, um welchen Zeitraum?

Im Prinzip ist das eine weise Entscheidung, ich zweifle jedoch daran, dass sich ‒ sofern diese beschlossen wird ‒ alle daran halten. Es ist sinnvoll sich den Jahreszeiten anzupassen und nicht bereits im Juni die neuen Herbst/Winter-„Booties“ auszuliefern. Die globale Erwärmung wird uns sowieso andere Rhythmen aufdrängen.

Es gibt erste Lieferanten, die komplett auf eine neue F/S-Kollektion 2021 verzichten. Wie ist Ihre Meinung hierzu?

Ehrlich, ist das so? Das erstaunt mich ein wenig. Diese Lieferanten wollen sich dann wohl endgültig vom Markt verabschieden. Sofern die Fabriken wieder die Produktion aufnehmen, werden wir ganz ohne Zweifel eine neue F/S-Kollektion anbieten. Wie wir diese vermarkten, ist dann eine andere Frage, aber ganz sicherlich wird es verschiedene Plattformen geben. Hier arbeitet die Gallery Shoes bereits an einem neuen Konzept, und zudem können wir digital neue Wege gehen. Ich bin da sehr optimistisch.

Sie bekommen derzeit kein Feedback aus dem Verkauf für die aktuelle F/S-Kollektion. Verändert oder erschwert das Ihre Planungen hinsichtlich der Kollektion F/S 2021?

Das ist für uns nicht wirklich problematisch, wir schauen gerne in die Zukunft und machen unsere Ideen nicht von Abverkäufen abhängig. Wer weiß gerade in der Corona Zeit, wie der Konsument reagieren wird. Kauft er Mode, Farbe oder doch eher Bedarf? Das muss mehr denn je der Bauch entscheiden.

Sind Ihre Lieferketten derzeit unterbrochen? Falls ja, welche Auswirkungen hat dies auf die Produktion?

Die Produktion liegt weltweit außer in China zur Zeit still. Anfang Mai sollen die meisten Produktionen langsam wieder hochfahren. Durch den Lockdown werden wir fast acht Wochen Produktionskapazität verloren haben. Das bedeutet folglich auch einen Umsatzrückgang der nicht mehr aufzuholen ist. Entscheidend ist jetzt nur, neu zu planen und die Produktion, wenn gleich auf niedrigerem Niveau, wieder aufzunehmen.

Industrie und Handel befürchten nach dem Ende des Lockdowns harte Preisschlachten. Was kann die Industrie, was kann der Handel und eventuell der Gesetzgeber tun, um das einzudämmen? Was halten Sie von Maßnahmen wie z.B. die Ausdehnung der regulären Verkaufszeiten?

Wir brauchen Flexibilität bei den Ladenöffnungszeiten und strengere Regeln bei der Preisbindung online und offline. Hier ist ganz klar der Gesetzgeber gefragt. Es sollte ein übergeordnetes Interesse sein, die Branche als Ganzes zu retten. Dafür braucht man manchmal andere Vorgehensweisen. Im Übrigen gibt es das bei unseren Nachbarn schon lange. In Frankreich sind solche Preisschlachten immer noch vom Gesetzgeber eigeschränkt.

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