Shein, Temu & Co. ab Juli 2026 betroffen
Im Kampf gegen Billigimporte aus Drittstaaten führen die EU-Mitgliedstaaten ab Juli 2026 eine neue Paket-Abgabe ein: Für jede Sendung mit einem Warenwert bis 150 Euro werden künftig drei Euro fällig. Die Finanzminister der EU beschlossen die Maßnahme bei ihrem jüngsten Treffen in Brüssel. Betroffen sind vor allem Plattformen wie Shein, Temu, AliExpress sowie internationale Marketplace-Händler, darunter auch Amazon-Anbieter aus dem Nicht-EU-Ausland.
Die Abgabe wird von den nationalen Zollbehörden erhoben. Bislang konnten Pakete bis 150 Euro zollfrei in die EU eingeführt werden – eine Regelung, die laut EU-Kommission zunehmend missbraucht wurde. Schätzungen zufolge wird bei rund 65 Prozent der Sendungen ein zu niedriger Warenwert angegeben, um die Zollfreiheit zu nutzen. Dies führe zu Wettbewerbsverzerrungen zulasten europäischer Händler und fördere zudem die Aufsplittung größerer Bestellungen in Kleinsendungen – mit Auswirkungen auf Logistik, Umwelt und Verpackungsmüll.
Übergangslösung bis zur vollständigen Abschaffung der Freigrenze
Die neue Abgabe gilt zunächst als temporäre Lösung, da die EU plant, die 150-Euro-Freigrenze vollständig abzuschaffen. Die ursprünglich für 2028 vorgesehene Reform, die auch eine digitale EU-Plattform für Kontrolle und Abwicklung umfasst, könnte auf politischen Druck – insbesondere aus Frankreich – bereits früher umgesetzt werden. Künftig sollen alle Importe ab dem ersten Euro zollpflichtig sein.
Ob die neue Regelung die Preise für Verbraucher erhöht, ist noch offen. Möglich ist sowohl eine Weitergabe der Kosten an Endkunden als auch eine Übernahme durch Produzenten oder Importeure.
Der Onlinehandel aus Drittstaaten wächst rasant: 2024 erreichten laut EU-Kommission täglich rund zwölf Millionen Pakete die EU – deutlich mehr als in den Vorjahren. In Deutschland allein gelten bis zu 400.000 Sendungen pro Tag von Shein und Temu als realistische Größenordnung. Die Anbieter gehören inzwischen zu den erfolgreichsten Online-Portalen Europas.
Politische Unterstützung und Kritik an unfairen Praktiken
Politik, Handelsverbände und Verbraucherschützer begrüßen die neue EU-Maßnahme. Bundeskanzler Friedrich Merz sprach von einem „systematischen Missbrauch“ der bisherigen Regelungen. Auch der französische Wirtschaftsminister Roland Lescure kritisierte jüngst „unlauteren Wettbewerb gegenüber Innenstadthändlern“.
HDE-Präsident Alexander von Preen sieht in der Paket-Abgabe einen „wichtigen ersten Schritt“ zu faireren Marktbedingungen. Entscheidend sei aber, dass die Gebühr ausschließlich für direkt an Endkunden verschickte Waren gelte, um den europäischen Handel nicht zusätzlich zu belasten.
Weitere Schritte könnten folgen
Die EU-Kommission prüft neben der Abschaffung der Freigrenze zusätzlich eine Pauschalabgabe von bis zu zwei Euro pro Bestellung aus Drittstaaten. Auch strengere Regeln für Marktplätze, etwa bei Produktsicherheit und Verbraucherrechten, stehen zur Diskussion.
Unterdessen erhöhen nationale Behörden den Druck: In Frankreich werden seit Kurzem zehntausende Shein-Pakete am Flughafen Paris zusätzlich kontrolliert.








