Auswirkungen der Corona-Pandemie setzen dem Modekonzern zu
Die Bekleidungsmarke Esprit hat angesichts der Coronakrise ein Schutzschirmverfahren für seine deutschen Tochtergesellschaften beantragt. Dem seit Jahren in der Krise steckenden Modekonzern mit Sitz in Ratingen und Börsennotierung in Hongkong haben die Auswirkungen der Corona-Pandemie zusätzlich zugesetzt. Am Freitag hat das Management um Anders Kristiansen für die deutschen Kerngesellschaften eine Schutzschirm-Insolvenz beantragt. Als Grund für den Antrag nannte Esprit, dass die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus zu massiven Umsatzeinbußen geführt hätten. „Dies ist der richtige Schritt, da die Corona-Pandemie dramatische Auswirkungen auf unser Geschäft hat. Mit diesem Verfahren können wir die Liquidität erhalten und bei Bedarf restrukturieren“, so Kristiansen.
Das zuständige Gericht hat eine vorläufige Selbstverwaltung eingeleitet, die es den betroffenen Tochtergesellschaften ermöglicht, ihr Vermögen weiterhin zu verwalten. Auf Vorschlag der Gruppe hat das Gericht Dr. Biner Bähr, einen in Düsseldorf ansässigen Partner der internationalen Anwaltskanzlei White & Case LLP, zum vorläufigen Verwalter ernannt, der die Umstrukturierung der betreffenden Tochtergesellschaften in der Selbstverwaltung überwacht. Darüber hinaus soll Detlev Specovius, ein Partner der deutschen Restrukturierungskanzlei Schultze & Braun, den Restrukturierungsprozess unterstützen.
Bei einem Schutzschildverfahren bleibt das betroffene Unternehmen weitgehend in Eigenverwaltung. Dieser wird nun einen Insolvenzplan ausarbeiten, der der Zustimmung der Gläubiger und des Gerichts unterliegt. Ein solcher Plan muss bis zum 29. Juni 2020 eingereicht werden. Esprit will nun Verbindlichkeiten und langfristige Mietverträge neu strukturieren.
Esprit wurde Ende der 1960er Jahre in Kalifornien gegründet. Seit 1993 ist das Unternehmen an der Börse in Hongkong gelistet. Die Modekette ist in 40 Ländern weltweit aktiv ist. Der Gesamtumsatz betrug 2019 knapp 13 Milliarden Hongkong-Dollar (rund 1,5 Milliarden Euro). 2015 waren es noch mehr als 19 Milliarden Hongkong-Dollar. Den größten Teil seiner Umsätze erwirtschaftet Esprit in Europa. Mit einem Umsatzanteil von 35 Prozent ist Deutschland der größte Markt. Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2019/2020 (Stichtag 31.12.) war der Umsatz um rund 15 Prozent auf 680 Millionen Euro zurückgegangen. Vor Steuern musste das Unternehmen einen Verlust in Höhe von 39 Millionen Euro verbuchen.
Die deutschen Gesellschaften seien die einzigen, die das Schutzschirmverfahren angemeldet haben. Betroffen sind die sechs Tochterunternehmen Esprit Europe GmbH, Esprit Europe Services GmbH, Esprit Retail BV & Co. KG, Esprit Wholesale GmbH, Esprit Design & Product Development GmbH und Esprit Global Image GmbH.