280 Mitarbeiter von Schließung des Hauptsitzes betroffen
Nach mehr als 50 Jahren geht beim westfälischen Modeunternehmen Gerry Weber in Halle (Westfalen) endgültig das Licht aus. Die Geschäftsführung informierte am Dienstag die rund 280 Mitarbeiter über die bevorstehende Schließung des Hauptsitzes – ein schwerer Schlag für die Belegschaft, die jahrelang um das Überleben des Traditionsunternehmens gekämpft hatte.
Im Rahmen eines vorläufigen Insolvenzverfahrens führt die Gerry Weber International GmbH derzeit Gespräche mit zwei potenziellen Investoren. Beide zeigen sich zwar interessiert an einer Fortführung des Geschäftsbetriebs und an den Markenrechten, jedoch nicht am Standort Halle. Die Steuerung des Unternehmens soll künftig von einem anderen Ort aus erfolgen. Die Unternehmensleitung hat daraufhin Maßnahmen zur Aufgabe des Standorts Halle eingeleitet.
Die Nachricht traf die Beschäftigten hart. Viele arbeiten seit Jahrzehnten für Gerry Weber und identifizieren sich stark mit dem Unternehmen. „Ein Schlag in die Magengrube“, so beschreibt ein langjähriger Mitarbeiter die Stimmung bei der Mitarbeiterversammlung. Tränen seien geflossen, berichten auch Vertreter der Gewerkschaft IG Metall.
Noch 2023 hatten die Beschäftigten finanzielle Zugeständnisse gemacht und auf Teile ihres Urlaubs- und Weihnachtsgeldes verzichtet, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Ob diese Investitionen nun verloren sind, ist unklar. Der Betriebsrat verhandelt derzeit mit der Geschäftsführung über die Zukunft der Mitarbeiter.
Gerry Weber war einst eine feste Größe in der deutschen Modebranche, bekannt für sein innovatives Retail-Konzept mit zahlreichen eigenen Stores in Innenstadtlagen. Doch hohe Betriebskosten, strategische Fehlentscheidungen und ein kostspieliges Logistikzentrum führten in den vergangenen Jahren mehrfach zur Insolvenz – nun bereits zum dritten Mal innerhalb von sechs Jahren.