Moderechte werden weitergegeben
Der deutsche Schuhhändler Deichmann hat den Zuschlag für die Esprit-Markenrechte erhalten – und zwar weit über Schuhe hinaus. Der Gläubigerausschuss hat dem Deal am Montag zugestimmt. „Deichmann hat die Schuhmarkenrechte des Modekonzerns Esprit übernommen. In dem komplexen Bieterprozess ging es um das komplette Lizenzpaket. Deichmann übernimmt hierbei die Schuhmarkenrechte von Esprit in Europa und den USA, nicht aber operative Firmenanteile des Unternehmens“, teilte das Unternehmen mit. Über die Höhe des Kaufpreises sei Stillschweigen vereinbart worden.
Deichmann hatte im September erstmals Interesse an den Markenrechten an Esprit signalisiert. Nun teilte die Firma zu den Beweggründen des Erwerbs mit: „Wir glauben an die vielseitige Marke. Die trendigen, bequemen Schuhe von Esprit passen hervorragend in unser Portfolio.“ Deichmann bestätigte darüber hinaus, dass die Markenrechte für den Textilbereich von Esprit an die Theia Group of Companies übergehen. „Auch über die Konditionen dieses Kaufpreises haben die Parteien Vertraulichkeit vereinbart“, so das Unternehmen. Theia positioniert sich laut Eigenbeschreibung als Dienstleister zwischen Markeninhabern und Lizenznehmern von Marken. Allerdings ist Theia bislang ein unbekanntes Unternehmen. Laut Firmenregister ist eine Firma unter diesem Namen in London erst im September gegründet worden.
Deichmann selbst führt die Schuhkollektion von Esprit eigenen Angaben zufolge seit 2019. Diese würde sich, so das Unternehmen, „anhaltend großer Beliebtheit“ erfreuen. „Außerdem entwickelt Deichmann seit der Saison Herbst/Winter 2020 gemeinsam mit Esprit Schuhkollektionen und beschafft diese. Zudem bietet Deichmann eigene Kollektionen von Esprit-Schuhen in den eigenen Filialen und im Onlineshop an“, heißt es in einer Erklärung weiter. Deichmann zahlte dafür bislang Lizenzgebühren an Esprit.
Auch Esprit selbst bestätige am Dienstag den Zuschlag an Deichmann. „Durch das späte Angebot von Deichmann war eine neue Bietersituation entstanden. Nun aber herrscht Klarheit: Deichmann wird als langjähriger Partner von Esprit den Schuhbereich fortführen, während Theia die Chance bekommen soll, das Textilgeschäft neu aufzustellen und der etablierten Marke Esprit neuen Glanz zu verleihen“, sagte der Sanierungsgeschäftsführer von Esprit, Christian Gerloff.
Die nach fünf Jahrzehnten und mehreren vergeblichen Sanierungsversuchen gescheiterte Kette Esprit selbst schließt bis zum Jahresende alle 53 Filialen in Deutschland. 1200 Mitarbeiter sind von der Pleite betroffen. Von Deutschland aus operierte Esprit auch in Frankreich, Belgien, Österreich, den skandinavischen Länder, Polen und Großbritannien. Im Ausland darüber hinaus – etwa in Asien – läuft das Geschäft über die Holding in Hongkong, die nicht insolvent ist und die Läden weiterführt. Laut Funke wollte sich Deichmann zu dem Deal nicht äußern.