Pressekonferenz von HDS/L und BDSE auf der Gallery Shoes
Die Schuhbranche in Deutschland befürchtet durch das neue Coronavirus erhebliche Auswirkungen auf ihre Geschäfte. Auf der Pressekonferenz anlässlich der Düsseldorfer Schuhmesse Gallery Shoes äußerten sich sowohl der Geschäftsführer des Schuhindustrieverbands HDS/L, Manfred Junkert, als auch die Präsidentin des Schuhhändlerverbands BDSE, Brigitte Wischnewski, besorgt.
„Nach dem das Virus erstmals in dem für die weltweite Schuhproduktion bedeutendsten Land China aufgetaucht ist, hat es inzwischen auch Europa erreicht und hier, in dem ebenfalls für die Schuhbranche wichtigen europäischen Land Italien, erhebliche Auswirkungen gezeigt“, so Junkert. Bereits auf den anderen Fachmessen der Micam und der Lineapelle jeweils in Mailand sei bedingt durch das Virus ein erheblicher Besucherschwund festzustellen gewesen. Gleiches gilt auch für die Gallery Shoes.
Die Produktion in China sei seit Mitte Februar zwar wieder langsam hochgefahren worden. Allerdings werde dieser Anlaufprozess noch weit in den Monat März hinein dauern, befürchtet Junkert. Zudem komme es weiterhin zu Reisebeschränkungen und sonstigen Einschränkungen im Logistik- und Transportbereich. Die Folgen auf die deutsche Textil-, Mode- und Schuhindustrie, insbesondere mit Blick auf die ausbleibende oder verspätete Lieferung von Rohmaterialien und sonstigen Zuliefererprodukten, ließen sich momentan nicht mit Gewissheit abschätzen. Angesichts der nachlaufenden Wirkung auf die Liefer- und Wertschöpfungsketten seien verlässliche Bewertungen frühestens in den nächsten ein bis zwei Wochen möglich.
Ob und inwieweit sich in der aktuellen Umsatzentwicklung im Schuheinzelhandel bereits eine gewisse Konsumzurückhaltung aufgrund des Coronavirus niederschlage, lasse sich schwer beurteilen, sagte Brigitte Wischnewski. Bis Anfang März zumindest waren – von besonders betroffenen Regionen wie dem Kreis Heinsberg einmal abgesehen – kaum größere Auswirkungen auf den Umsatz des Schuheinzelhandels spürbar.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Coronavirus-Diskussion blickt der Schuhhandel mit einer gewissen Verunsicherung auf den weiteren Jahresverlauf. „Denn die Lust der Verbraucher auf Schuhe hängt erheblich von einer positiven Konsumstimmung ab“, so Wischnewski. „Die breite und teilweise Panik auslösende Berichterstattung in den Medien zum Coronavirus dürfte der Kauflaune jedenfalls eher geschadet als sie beflügelt haben“, befürchtet die BDSE-Präsidentin.
Auch in Bezug auf die Warenversorgung seien die Unternehmen des Schuhhandels verunsichert und tauschten sich dieser Tage mit Verbundgruppen und Industriepartnern zu diesem Thema aus. Denn ein Großteil der in Deutschland angebotenen Schuhe stammt aus chinesischer Produktion oder enthält zumindest Vorprodukte und Zutaten aus diesem wichtigen Beschaffungsland.
Bei der aktuellen Frühjahrs-Sommer-Saison sieht die Branche derzeit keine nennenswerten Lieferverzögerungen. Für die Auslieferung der Herbst-Winter-Ware könnte das allerdings anders werden, sollte das Coronavirus nicht bald eingedämmt werden, die betroffenen Produktionsstätten nicht wieder anlaufen und die Transportwege nicht reibungslos funktionieren.
Sollten die Ansteckungsraten aber – wie bereits in den letzten Tagen in China der Fall – kurzfristig wieder zurückgehen, dürften sich die negativen Auswirkungen auf den Schuhhandel in engen Grenzen halten, hofft Wischnewski. „Zumal Konsumpsychologen davon ausgehen, dass nach Abebben der Epidemie die Käufe wieder überproportional stark nach oben schießen.“ Bei diesem Szenario rechnet der BDSE mit einem insgesamt leicht positiven Umsatzverlauf in 2020.