Mode- und Schuhhandel befürchtet Insolvenzen und Wettbewerbsverzerrungen
Der Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels (BTE) warnt eindringlich vor den wirtschaftlichen Folgen einer politisch bestimmten Anhebung des Mindestlohns auf 15 Euro. Eine solche Maßnahme, wie sie derzeit für das Jahr 2026 diskutiert wird, könnte insbesondere für kleine und mittelständische Fachgeschäfte im Textil-, Schuh- und Lederwareneinzelhandel existenzbedrohend sein.
Der BTE unterstützt ausdrücklich die gemeinsame Erklärung des Handelsverbands Deutschland (HDE) und weiterer Wirtschaftsverbände gegen einen staatlich festgelegten Mindestlohn. Die Verbände sprechen sich für die Beibehaltung der Tarifautonomie aus, die in Deutschland verfassungsrechtlich geschützt ist. „Die Löhne müssen weiterhin durch die Tarifparteien ausgehandelt werden. Politische Eingriffe lehnen wir klar ab“, betont BTE-Präsident Mark Rauschen.
Vor dem Hintergrund stagnierender Umsätze im stationären Modehandel und gleichzeitig stark gestiegener Kosten sieht der Verband die Belastungsgrenze vieler Betriebe bereits erreicht. Allein in den vergangenen fünf Jahren seien die Betriebskosten um rund 20 Prozent gestiegen, während sich der gesetzliche Mindestlohn seit Anfang 2022 um über 30 Prozent erhöht habe. Eine weitere Anhebung auf 15 Euro – und die damit verbundenen Anpassungen in weiteren Gehaltsstufen – könnte zahlreiche Unternehmen in die Verlustzone führen.
Laut einer aktuellen Umfrage des BTE arbeiteten im Jahr 2024 bereits rund 50 Prozent der Fachhändler defizitär, wenn kalkulatorische Kosten einbezogen werden. Mehr als ein Viertel der befragten Unternehmen verzeichnete operative Verluste von über fünf Prozent des Umsatzes. „Wenn jetzt weitere Personalkostensteigerungen hinzukommen, ist eine Insolvenzwelle im stationären Fashion- und Schuhhandel nicht ausgeschlossen“, so Rauschen.
Ein zentrales Problem sieht der Verband darin, dass höhere Kosten in der stark preisgetriebenen Fashionbranche kaum an die Kunden weitergegeben werden können. Höhere Preise führten zu einer Verlagerung der Nachfrage in günstigere Handelsformate oder zu internationalen Online-Plattformen mit fragwürdigen Standards. Dies schade nicht nur dem hiesigen Handel, sondern gefährde auch Arbeitsplätze und Steuereinnahmen.