Finanzinvestor L Catterton und Bernard Arnault wollen globales Wachstum beschleunigen
Der Verkauf der deutschen Traditionsschuhmarke Birkenstock ist perfekt. Wie das Unternehmen mitteile, gehen die Mehrheitsanteile an den auf Konsumgüter spezialisierten Finanzinvestor L Catterton und mit ihm verbundene Gesellschaften, darunter die Familien-Holdinggesellschaft Financière Agache von LVMH-CEO Bernard Arnault. Über die Details der Vereinbarung wurde Stillschweigen vereinbart. Laut Medienberichten soll der Kaufpreis bei vier Milliarden Euro liegen. Die Brüder Christian und Alex Birkenstock bleiben weiter Minderheitsgesellschafter. Die Transaktion stehe unter dem Vorbehalt der Genehmigung der zuständigen Wettbewerbsbehörden.
Die Partnerschaft sei für Birkenstock „der nächste logische Schritt, um auch in Zukunftsmärkten wie China und Indien weiter stark zu wachsen“, heißt es in einer Mitteilung. In Europa und Amerika will Birkenstock seine Marktposition durch Investitionen in die deutschen Standorte und den Ausbau von Produktion, Logistik und Vertrieb weiter stärken. Daneben ist eine Weiterentwicklung des Direct-to-Consumer-Geschäfts und der Ausbau der eigenen E-Commerce-Plattformen geplant.
Der Einstieg der neuen Partner markiert den vorläufigen Höhepunkt einer in der globalen Footwear-Branche beispiellosen Erfolgsgeschichte, die 2012 mit der Schaffung der Birkenstock Group unter der Leitung von Oliver Reichert und Markus Bensberg als ersten familienfremden CEOs begann und dem Unternehmen seither jedes Jahr zweistellige Umsatzzuwächse bescherte.
Der Schritt erfolgt zu einem Zeitpunkt, in dem es dem deutschen Traditionsunternehmen wirtschaftlich so gut geht wie nie zuvor in seiner bisherigen, rund 250-jährigen Geschichte. Während viele Unternehmen der Branche im Corona-Kontext unter Druck gerieten, verbuchte Birkenstock zuletzt ein weiteres Rekordjahr. Um dem starken Wachstum Rechnung zu tragen, brachten die Birkenstock-CEOs erst vor kurzem eine umfassende Investitionsoffensive auf den Weg, die einen Ausbau der Fertigungskapazitäten am weltweit größten Fertigungsstandort in Görlitz sowie die Stärkung der übrigen Produktionsstandorte in Deutschland umfasst.
„In L Catterton und Financière Agache haben wir die richtigen Partner für die Erreichung unserer globalen Wachstumsziele an Bord“, so Birkenstock-CEO Oliver Reichert. „Sie verfügen über großes Know-how und hervorragende internationale Marktzugänge. Unsere zukünftigen Partner teilen unsere Wachstumsstrategie, mit unserer langjährigen Tradition und dem besonderen Qualitäts- und Nachhaltigkeitsversprechen „Made in Germany“ zukünftig mit unseren Produkten auf allen internationalen Märkten und in allen Kanälen erfolgreich vertreten zu sein.“
„Birkenstock wurde vor fast 250 Jahren gegründet und hat sich zu einer der wenigen ikonischen Marken in der Schuhindustrie entwickelt. Wir schätzen Marken mit diesem langen Erbe sehr“, so Bernard Arnault. „Gemeinsam werden wir das Unternehmen dabei unterstützen, sein großes Wachstumspotenzial voll auszuschöpfen.“
Birkenstock erzielte im Geschäftsjahr 2018/19 (Ende September) mit 4300 Mitarbeitern einen Umsatz von 721 Millionen Euro und produzierte 23,8 Millionen Paar Schuhe. Gegenüber dem Handelsblatt hatte Geschäftsführer Oliver Reichert im Herbst gesagt, der Umsatz sei 2019/20 stabil geblieben, obwohl die Produktion im ersten Lockdown im Frühjahr für zwei Monate stillgelegt worden sei. Heute werden die in Deutschland gefertigten Sandalen in über 100 Ländern auf allen Kontinenten verkauft. Darüber hinaus bietet Birkenstock ein wachsendes Sortiment an geschlossenen Schuhen, Kinder- und Berufsschuhen sowie Spezialprodukte für orthopädische Fachgeschäfte, Socken, Taschen und Gürtel. 2017 erweiterte Birkenstock sein Produktportfolio um Schlafsysteme und Naturkosmetik. Das Unternehmen ist an 16 Standorten in Deutschland vertreten – in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Bayern und Sachsen.
Mit einem investierten Kapital von rund 23 Milliarden US-Dollar und 18 Niederlassungen auf der ganzen Welt ist L Catterton nach eigenen Angaben die größte globale Beteiligungsgesellschaft mit Fokus auf Konsumgüter. Financière Agache ist die Holdinggesellschaft von Agache, der Familienholding der Arnault-Familie. Die Gruppe und mit ihr verbundene Gesellschaften halten einen Anteil von 97,5 Prozent an Christian Dior und sind der Mehrheitsaktionär von LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton, dem weltweit führenden Luxusgüterkonzern.