Verband rät von unkoordinierten Einzelinitiativen ab
Der Handelsverband Schuhe (BDSE) fordert weitere stattliche Hilfen zur Bewältigung der Coronakrise. Je länger die verordnete Schließung der Schuhgeschäfte dauere, desto gravierender würden die damit verbundenen drei Kernprobleme des stationären Schuhhandels: Liquidität, Rentabilität und Warensteuerung, so der Verband.
Da die Lage für eine Vielzahl von Schuhgeschäften existenzbedrohend sei, wirke sich das Öffnungsverbot mittelbar auch als nachgelagertes Problem der Markenindustrie aus, die auf einen funktionierenden Hauptabsatzkanal angewiesen sei. Beide Marktstufen müssten daher versuchen, die Krise gemeinsam zu meistern.
„Nötig sind nicht nur brancheninterne Lösungskonzepte, z.B. in Richtung aktualisierter Wareneingangs- und Orderrhythmen, sondern rasche zusätzliche staatliche Hilfen. Alleine kann die Schuhbranche diese Krise, die von einer gesundheitlichen zu einer ökonomischen geworden ist, nicht bewältigen“, so BDSE-Geschäftsführer Prof. Dr. Siegfried Jacobs.
Aufgrund der Besonderheiten der Schuh-, wie auch der Textil- und Lederwarenbranche, bedürfe es dringend zusätzlicher finanzieller Sofortprogramme. So arbeite der BDSE gemeinsam mit den Schwesterverbänden BTE und BLE seit einigen Tagen daran, die unterschiedlichen Initiativen innerhalb dieser Branchen zu koordinieren. Denn aus den Berliner Ministerien komme die klare Botschaft, dass gut gemeinte Einzelinitiativen und Briefe an die Politik möglichst unterbleiben sollen, da die zuständigen Stellen dafür derzeit keine Kapazitäten hätten. Die Ministerien bitten mit Nachdruck darum, dass Wünsche und Vorschläge allein über die Spitzenverbände vorgetragen werden.
„Der BDSE hält vor diesem Hintergrund eine konzertierte Aktion der Mode- und Schuhbranche für den erfolgversprechendsten Weg, um in der aktuellen Situation mit Forderungen nach zusätzlichen Hilfen bei der Bundesregierung durchzukommen. Unkoordinierte Einzelinitiativen schießen momentan dagegen ganz offensichtlich ins Leere“, so Jacobs. Daher sei man in intensiven Gesprächen auch mit den Industrieverbänden und großen Verbundgruppen aller drei Branchen. Dabei sei höchste Eile geboten.
„Die Politik muss endlich die grundsätzliche Funktionsweise der Modebranche mit all ihren Konsequenzen verstehen! Das betrifft vor allem den Orderrhythmus des Schuh- und Bekleidungsmarktes mit seiner sechs- bis achtmonatigen Vorlaufzeit, die eine in dieser Krise umso schwerer wiegende Besonderheit darstellt und entsprechende Berücksichtigung bei den staatlichen Hilfsprogrammen verlangt.“
Darüber hinaus handele es sich bei Schuhen um ganz überwiegend modische und saisonale Ware, die im Saisonverlauf psychisch schnell altere, somit an (Verkaufs-)Wert verliere und nach Wiedereröffnung der Geschäfte nur über hohe Preisreduzierungen verkauft werden könne. Auch dies sei eine Besonderheit des Schuhmarktes, die der Schuhhandel mit der Textil- und Lederwarenbranche teile.
„Je länger die Schließungsphase dauert, desto geringer der Warenwert und desto geringer die Chancen, die aktuelle Saisonware trotz massiver Preisabschläge überhaupt noch an die Endverbraucher absetzen zu können“, so Jacobs. Da sich derzeit die Ware in den Läden und Lägern bis unter die Decke stapelten, müssten die Schuh- und Modegeschäfte möglichst schnell wieder in die Lage versetzt werden, aktuelle Ware zu verkaufen, um ausreichend Liquidität nicht zuletzt auch für die Bezahlung der bereits georderten Herbst-/Winterware zu erhalten.
„In jedem Fall benötigt der Schuheinzelhandel schnelle und unbürokratische Liquiditätshilfen. Die beschlossenen KfW-Kredite sind für viele Schuhhändler hilfreich, reichen aber keinesfalls aus. Darüber hinaus muss es nicht rückzahlbare finanzielle Soforthilfen geben. Denn zahlreiche, bisher gesunde Unternehmen werden angesichts der bereits heute abzusehenden Verluste nicht die finanzielle Kraft haben, die in Anspruch genommenen zusätzlichen Kredite zu tilgen.“
Der BDSE geht davon aus, dass sich noch im Laufe dieser Woche die Wirtschaftsverbände der Textil-, Schuh- und Lederwarenbranche auf einen konkreten Maßnahmenkatalog verständigen werden.