Ausländische Marken dominieren Vermietungsmarkt

Internationale Konzepte sorgen im zweiten Halbjahr 2022 für 66 Prozent des Flächenumsatzes

Internationale Handelskonzepte haben den deutschen Vermietungsmarkt für Einzelhandelsimmobilien im Jahr 2022 dominiert. In der Hauptstadt Berlin waren laut JLL-Einzelhandelsmarktüberblick 2022 sogar 70 Prozent aller Anmietungen international geprägt. In ganz Deutschland schlossen ausländische Akteure 2022 insgesamt 496 Mietverträge ab, davon allein 252 im zweiten Halbjahr. Beim Flächenumsatz erreichten internationale Marken im zweiten Halbjahr zudem einen Anteil von 66 Prozent. Zu den internationalen Nutzern zählen unter anderem das schwedische Modelabel Axel Arigato, das Damenmodekonzept Bimba Y Lola, der dänische Modeanbieter Ganni oder die US-Sportmodemarke Lids mit acht Standorten.

„Trotz der zwischenzeitlich gedämpften Kauffreude ist der deutsche Einzelhandelsmarkt aufgrund der insgesamt guten und stabilen Rahmendaten für Konzepte aus dem Ausland sehr attraktiv“, kommentiert Josefine Ulrich von JLL. Vor allem die Hauptstadt Berlin profitiere von ihrer internationalen Strahlkraft.

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr in Deutschland 421.000 Quadratmeter Ladenfläche angemietet, wobei die ersten beiden Quartale mit je 109.000 Quadratmeter etwas dynamischer waren als die beiden Folgenden. Der Markt verbuchte damit drei Prozent weniger Flächenumsatz als im Vorjahr, aber zugleich neun Prozent mehr als im Pandemiejahr 2020. Insgesamt wurden 914 Anmietungen registriert.

 

Mit 404 Mietvertragsabschlüssen bei 152.500 Quadratmeter bestätigen die zehn größten Metropolen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, München, Nürnberg und Stuttgart ihre nach wie vor hohe Attraktivität bei den Retailern. Die Hälfte der Städte konnte ihr Vorjahresergebnis übertreffen. Mit 42.800 Quadratmeter an der Spitze gelang es Berlin sogar, ein besseres Ergebnis als vor der Pandemie zu erzielen. Auf dem zweiten Rang folgt Hamburg mit einem Flächenumsatz von 20.300 Quadratmeter. „Zwar unterbietet die Hansestadt damit ihr Vorjahresergebnis, doch neben Berlin ist Hamburg die einzige deutsche Metropole, die in den vergangenen drei Jahren trotz der Pandemie konstante Vermietungsumsätze von jeweils mehr als 20.000 Quadratmeter erzielte“, ordnet Josefine Ulrich das Ergebnis ein. Köln verbucht auf Platz drei rund 18.900 Quadratmeter Ladenfläche, davon mehr als die Hälfte durch Textilhändler.

Unterdessen hat der Textilsektor seine zwischenzeitlich verlorene Spitzenposition klar zurückerobert. Nachdem in den Jahren 2020 und 2021 die Gastronomie/Food-Branche mit Anteilen von 30 Prozent bzw. 29 Prozent beim Flächenumsatz vorne lag, ist das Pendel zu Beginn des Jahres 2022 zurückgeschwungen. Mit einem Anteil von 33 Prozent setzte sich die Branche deutlich von der nachfolgenden Gastronomie/Foodbranche ab. Rund zwei Drittel des Umsatzes ging dabei auf das Konto der Young-Fashion-Anbieter und Bekleidungshäuser. Besonders expansiv zeigte sich die Bestseller-Gruppe mit ihren Labeln Only, Vero Moda und Jack&Jones mit zehn neuen Flächen. Das Segment „Exklusive Mode“ war auch wieder stärker nachgefragt, mit 25 Abschlüssen und rund 8.000 Quadratmeter konnte die Luxusbranche ihren Anteil gegenüber 2021 verdoppeln.

Im Vergleich zum Jahresende 2021 gaben die Spitzenmieten deutschlandweit im Durchschnitt noch einmal um 2,3 Prozent nach. Für die einzelnen Einwohnerklassen bedeutet dies, dass Städte in der Kategorie zwischen 250.000 und 500.000 Einwohnern die größten Mietpreisrückgänge von 4,5 Prozent zu verzeichnen hatten, auch die Großstädte mit mehr als 500.000 Einwohnern verloren 2,6 Prozent. Die Einwohnerkategorie von 100.000 bis 250.000 zeigt sich am stabilsten mit einem leichten Verlust von 0,5 Prozent, hier waren die Mieten aber bereits vor der Coronakrise unter Druck geraten.

In fünf der zehn größten Metropolen blieben die Spitzenmieten konstant. Zu den Städten, in denen die Spitzenmiete noch einmal zwischen zwei Prozent bis sieben Prozent nachgab, zählen Berlin, Frankfurt, Köln, Nürnberg und Stuttgart. „Für 2023 wird für das erste Halbjahr mit konstanten Werten gerechnet. Die hohen Nebenkosten für Strom und Heizung sorgen für eine zusätzliche Belastung der Einzelhändler“, sagt Ulrich.

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